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38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020)

15.01. - 18.01.2020, Zell am See, Österreich

Die Validierung eines neuartigen Endpunktes bei klinischen Studien mit Verbrennungspatienten – Persistierende Organfunktionsstörung (POD) + Tod: Ergebnisse einer multizentrischen Evaluierung

Meeting Abstract

  • Christian Stoppe - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Ulrich Kneser - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Justus Beier - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • David Lumenta - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Gabriel Hundeshagen - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Jan Plock - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Kristof Arnold - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Declan Collins - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Andrew Day - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Aileen Hill - RWTH Aachen University, Aachen, Germany
  • Daren Heyland - RWTH Aachen University, Aachen, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2020). Zell am See, Österreich, 15.-18.01.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc11.06

doi: 10.3205/20dav082, urn:nbn:de:0183-20dav0824

Veröffentlicht: 13. Januar 2020

© 2020 Stoppe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die rigorose Evaluierung von Interventionen zur Behandlung von Verbrennungspatienten durch randomisierte klinische Studien (RCT) mangelt unter genau definierten und klinisch relevanten Studienendpunkten. Persistent Organ Dysfunction (POD) plus Tod ist ein neuartiger Endpunkt, der bereits in anderen Stichproben von Intensivpopulationen untersucht und validiert wurde. Das Ziel dieser Studie war es, den Nutzen von POD+Tod als Studienendpunkt in RCTs für Verbrennungspatienten zu validieren.

Methoden: Wir haben eine Sekundäranalyse eines Datensatzes aus einer prospektiven RCT von enteralem Glutamin (der RE-ENERGIZE-Studie) durchgeführt, an der 60 Intensivstationen auf der ganzen Welt beteiligt waren. Krankenhaus- und 6-Monats-Mortalität, einschließlich der Lebensqualität, wurden dokumentiert. Für die Zwecke dieser Analyse haben wir den Einschluss auf RE-ENERGIZE-Patienten mit > 20% Verbrennungsfläche beschränkt. POD ist definiert als das Fortbestehen einer Organfunktionsstörung, die unterstützende Technologien während der Rekonvaleszenzphase einer kritischen Erkrankung erfordert und einen ständigen Aufenthalt auf der Intensivstation erfordert. POD liegt vor, wenn ein Patient zu den Zeitpunkten der Erfassung einen andauernden Bedarf an Vasopressoren, Dialyse oder mechanischer Beatmung aufweist. Wir bewerteten die Daten hinsichtlich der Prävalenz von POD und ihre Assoziation mit dem Outcome der Patienten.

Ergebnisse: 539 Patienten wurden in diese Analyse einbezogen. Nach 28 Tagen hatten 4,6% der Patienten ein Kreislaufversagen, 6,3% hatten ein Nierenversagen, 17,1% hatten ein Lungenversagen (Beatmung) und 8,9% waren gestorben, bei einer Gesamtprävalenz von POD von 27%. Von den Überlebenden am 28. Tag hatten diejenigen mit POD im Vergleich zu denjenigen ohne POD nach 6 Monaten ein geringeres Überleben und eine geringere Lebensqualität sowie längere Aufenthalte auf der Intensivstation und im Krankenhaus. Da die POD+Sterblichkeitsraten viel höher sind als die Sterblichkeitsraten alleine, zeigt die zugehörige Poweranalyse eine deutliche Reduktion der benötigten Patientenanzahl, um eine bestimmte relative Risikoreduktion (RRR) zu erreichen, im Vergleich zum Tod als Endpunkt. Wenn wir zum Beispiel unsere beobachteten 28-Tage-Raten verwenden, um 80% Power bei alpha=0,05 zu erreichen, um eine Reduktion der Sterblichkeitsrate um 25% zu bestimmen, benötigen wir 2246 Patienten pro Gruppe, um eine RRR der Sterblichkeitsrate um 25% von 9% auf 6,75% zu demonstrieren. In Kontrast würde man nur 573 Patienten pro Gruppe benötigen, um eine 25% RRR in Mortalität bei Verwendung von POD von 27% bis 20% zu detektieren.

Schlussfolgerungen: Die vorliegenden Daten demonstrieren, dass im Vergleich zu historisch verwendeten Endpunkten, POD ein effektiver und klinisch relevanter Endpunkt bei Interventionsstudien sein kann und die Fallzahl für klinische Studien bei Patienten mit schweren Verbrennungen verringert. Eine weitere Validierung in größeren klinischen Studien erscheint vielversprechend.