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37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019)

09.01. - 12.01.2019, Schladming, Österreich

Rehabilitation multiresistent keimbesiedelter Brandverletzter – Bedarf und Voraussetzungen

Meeting Abstract

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  • H. Ziegenthaler - Gräfliche Kliniken Moritz Klinik GmbH & Co. KG, Reha-Zentrum für Brandverletzte, Bad Klosterlausnitz, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 37. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2019). Schladming, Österreich, 09.-12.01.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc52

doi: 10.3205/19dav52, urn:nbn:de:0183-19dav521

Veröffentlicht: 8. Januar 2019

© 2019 Ziegenthaler.
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Gliederung

Text

Ziel: Welcher Voraussetzungen bedarf und welchen Einfluss nimmt die multiresistente Keimbesiedlung auf den Rehabilitationsprozess bei schwer Brandverletzten?

Methodik: Retrospektive Datenanalyse von 2.135 Brandverletzten zwischen 2004 und 2017, davon waren 320 mit mindestens einem multiresistenten Keim besiedelt. Die hygienespezifischen Aspekte mit Auswirkungen auf den Behandlungsalgorithmus und deren ökonomische Aspekte werden dargestellt.

Ergebnisse: Von den 2.135 Brandverletzten wurden 128 zusätzlich als polytraumatisiert und mit hohem Pflegebedarf identifiziert. Es waren zu 72,5 % Männer (Alter Ø 45,3 J.) mit Verbrennungen IIb- und III.-gradig) bei durchschnittlich 26,7 % VKOF. In 638 Fälle lag zusätzlich ein Inhalationstrauma vor.

Mit 4,8 Wochen unterschied sich die durchschnittliche Behandlungsdauer nicht signifikant bei isolierten und nichtisolierten Patienten. Verbrennungsursachen und -zusammenhang korrelierte mit den Daten der Jahresstatistik der DGV. Inkludiert wurden auch Fälle mit großflächigen Schäden der Haut.

Bei durchschnittlich 59 Therapeuten-/Pflegekontakten pro Woche ergaben sich Schleusenzeiten von 206,5 Minuten. Durch dezentrale Organisation des Therapiebereichs kommen zusätzlich Wegezeiten von 114 Minuten hinzu. In der Summation ergeben sich zusätzliche 10,8 Therapieeinheiten a 30 Minuten. Aus den Kosten für Schutzbekleidung und dekolonisierenden Waschlösungen (Chlorhexidin) leitet sich ein finanzieller Mehraufwand von rund 45 Euro pro Fall und Woche ab. Die Kosten für die Screening- und Kontrollabstriche belaufen sich pro Untersuchungszyklus auf ca. 150 Euro.

Schlussfolgerungen: Der Bedarf an Postakut-Rehabilitation trotz multiresistenter Keimkolonisation ist angesichts der multimodalen Funktionseinschränkungen und langen Verweildauern im BVZ ein Erfordernis. Zugleich stellt es ein medizinethisches und sozialrechtliches Problem dar.

Das Angebot an indikationsspezifisch spezialisierten stationären Behandlungsplätzen für Brandverletzte mit multiresistenter Keimbesiedlung ist zu gering. Der wesentliche Grund hierfür liegt in der fehlenden Finanzierung des aufgezeigten zeitlichen und finanziellen Mehrbedarfs. Mittelfristig muss sich dieser in additiven Vergütungsmodellen widerspiegeln.