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Extracorporale Membranoxygenierungstherapie (ECMO) bei Schwerbrandverletzten – Prognoseverbesserung durch Etablierung von Standards
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Veröffentlicht: | 9. Januar 2018 |
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Hintergrund: Bei Schwerbrandverletzten Patienten führen septisches Multiorganversagen und Inhalationstraumata und ARDS mit respiratorischer Insuffizienz häufig an die Grenzen der medizinischen Möglichkeiten. Extracorporale Lungenunterstützungssysteme stellen die einzige Möglichkeit der Therapieerweiterung zur Sicherung der Gewebeoxygenierung dar. Zurzeit existieren keine verbindlichen Empfehlungen für den Einsatz von extracorporalen Lungenunterstützungssystemen – auch in der Therapie des ARDS von intensivmedizinischen Patienten besteht aufgrund der eingeschränkten Überlebensrate und des geringen Patientenguts kein Evidenz-basierter Konsens. Bei Schwerbrandverletzten und Patienten mit Inhalationstrauma sind die limitierten Erfahrungen auf Fallberichte beschränkt. Der Einsatz ist deshalb als Ultima Ratio für ausgewählte Patienten in Zentren, die bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, begrenzt (https://www.elso.org/). Aufgrund der infausten Prognose mit einer Letalität von 93% wurde im Schwerbandverletztenzentrum der Medizinischen Hochschule ein interdisziplinäres Programm zur ECMO-Therapie von Schwerbrandverletzen etabliert.
Methoden: Von 2011–6/2017 wurden 17 Verbrennungspatienten im Alter von 17–65 Jahren, darunter 4 weibliche und 13 männliche Patienten mit ECMO-Therapie behandelt. Bei einer Letalität von 93% wurden zur Verbesserung der Prognose SOPs für den Ablauf der ECMO-Therapie, Planung und Timing von OPs, ECMO Weaning-Protokolle und Mitarbeiterschulungen und Kriterien für die Indikationsstellung etabliert und ab 6/2017 implementiert.
Ergebnisse: Im Zeitraum von 2011-6/2017 verstarben 93% der Patienten die im Rahmen ihrer schweren Verbrennungsverletzung eine respiratorische septische oder durch ARDS bedingte respiratorische Globalinsuffizienz erlitten. Nach Etablierung von SOPs für die technische ECMO-Handhabung, Anpassung des chirurgischen Procedere bezüglich der Planung von Escharotomien, Etablierung eines ECMO-Weaning-Protokolls, intensiver Interdisziplinarität zwischen Herz-Thoraxchirurgie, Anästhesie und Verbrennungsmedizinern, progressiver Indikationsstellung sowie Schulung von medizinischem Personal, konnte von 6/2017 bis dato eine Verbesserung des Überlebens auf 67% der Patienten erreicht werden.
Conclusio: Die Prognose von Schwerbrandverletzten mit IHT oder ARDS und globaler respiratorischer Insuffizienz war bisher infaust. Unter optimierten und standardisierten Abläufen, Interdisziplinarität und progressiver Indikationsstellung konnte eine signifikante Verbesserung der Prognose der Patienten erreicht werden.