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Die multiresistente Blutbahninfektion als zunehmendes Problem der modernen Verbrennungsmedizin – Case Report
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Veröffentlicht: | 18. Januar 2017 |
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Wir berichten über einen 23-jährigen Patienten mit IIb-III°iger Combustio im Bereich des Stamms, des Gesichts sowie im Bereich beider Arme (TBSA:42%, ABSI:8). Der Patient wurde am zweiten Tag nach Unfallgeschehen und primärer Behandlung in Rumänien an unserer Intensivstation transferiert.
Von Anbeginn lag eine Besiedelung des Rachens mit MRSA sowie eine Besiedelung der Wundflächen mit Klebsiella pneumoniae vor. Innerhalb der ersten 17 Tage erfolgte zweimalig eine Nekrosektomie mit Spalthautdeckung. Die Rückenverbrennung wurde konservativ im Sandbett zur Abheilung gebracht. Im Verlauf stand der Patient kontinuierlich unter abstrichgerechter Antibiose. Die Wundabstriche blieben ab dem 10. Behandlungstag klebsiella-pneumoniae-MRGN4-positiv. Blutkulturen wurden regelmäßig abgenommen und ergaben bis zu Tag 19 kein Keimwachstum. Der Patient wurde am 26. Behandlungstag dekanüliert und benötigte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Katecholaminunterstützung mehr. Er wurde bereits ins Querbett mobilisiert und ein Heimtransfer nach Rumänien war in Planung. Am Tag 28 entwickelte der Patient Fieber, weshalb der in der V.subclavia.sinistra befindliche ZVK entfernt wurde. Unmittelbar nach ZVK-Entfernung verfiel der Patient zunehmend kardial, sodass dieser noch am selben Tag, über mehrere Stunden hinweg reanimiert und eine ECMO angelegt werden musste. Die Mikrobiologie der ZVK-Spitze und Blutkultur ergaben reichliches Wachstum von Klebsiella pneumoniea MRGN4, welche die Ursache des septischen Schocks mit darauffolgendem Multiorganversagen darstellte. Aufgrund einer fulminant eingetretenen DIC benötigte der Patient fortan große Mengen an Gerinnungsfaktoren, Thrombozyten- und Erythrozytenkonzentrate. Eine HIT wurde immunologisch ausgeschlossen. Im Verlauf wurden mittels CT zwei bis in die Venae cavae reichende Thrombosen, ausgehend von der V.femoralis.dextra sowie V.jugularis.sinistra, festgestellt. Am Tag 40 wurde, aufgrund einer Dünndarmischämie, ein Ileojejunostoma angelegt. Angesichts der progredienten Verschlechterung der Gesamtsituation, trotz intensivster Behandlungsversuche erlag der Patient am 44. Behandlungstag seiner Infektion.
Dieser Fall demonstriert eindrucksvoll, dass das Überleben von unter andrem sehr jungen schwerbrandverletzten Patienten nicht mehr vorrangig durch die eigentlichen Wundsanierung/-deckung, sondern zunehmend durch systemische (multiresistente) Infektionen im späteren Behandlungsverlauf geprägt wird.