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35. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2017)

11.01. - 14.01.2017, Chur, Schweiz

Tiefdermale Verbrennungen durch unsachgemäße Verwendung von Bioethanol – Komplexer Langzeitverlauf

Meeting Abstract

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  • T. Jaehn - Universitätsklinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Nuremberg, Germany
  • N. Hauer - Universitätsklinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Nuremberg, Germany
  • B. Reichert - Universitätsklinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Nuremberg, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 35. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2017). Chur, Schweiz, 11.-14.01.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dav6.2

doi: 10.3205/17dav48, urn:nbn:de:0183-17dav484

Veröffentlicht: 18. Januar 2017

© 2017 Jaehn et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bioethanol ist eine leicht entflammbare Flüssigkeit, deren Einsatz sich in jüngerer Vergangenheit insbesondere im häuslichen Umfeld (Designkamine oder andere dekorative Feuerstellen) zunehmender Beliebtheit erfreut. Die Zugabe einer derartigen leicht entzündlichen Flüssigkeit auf ein bestehendes Feuer kann eine Verpuffungsreaktion oder sogar eine Explosion mit resultierenden tiefdermalen Verbrennungsverletzungen hervorrufen.

Falldarstellung: Eine 42-jährige Patientin zog sich im Rahmen einer Gartenfeier beim Nachfüllen von flüssigem Bioethanol in eine noch erwärmte Gartenlaterne durch die entstehende Verpuffungsreaktion ausgedehnte, tiefdermale Verbrennungsverletzungen von 28% Körperoberfläche bei insgesamt 55% verbrannter Körperoberfläche zu. Es erfolgten sowohl primär wie auch sekundär multiple umfangreiche Operationen, welche auch knapp 4,5 Jahre nach dem Unfallereignis noch fortgeführt werden müssen.

Zielsetzung: Anhand dieses eindrücklichen Falles soll der ausgeprägte Schweregrad der durch den unsachgemäßen Gebrauch von flüssigem Bioethanol entstandenen tiefdermalen Verbrennungsverletzungen sowie die Komplexität des langwierigen weiteren Behandlungsverlaufes einschließlich der erforderlichen, aufwändigen sekundär-rekonstruktiven Verfahren dargestellt werden.

Fazit: Durch den unsachgemäßen Umgang mit flüssigem Bioethanol werden oftmals tiefdermale Verbrennungsverletzungen verursacht. Die Behandlung dieser Verletzungen stellt sich sowohl für den Patienten als auch für den Plastischen Chirurgen langwierig und anspruchsvoll dar. Ein langfristiges Behandlungskonzept ist entscheidend, da oft mehrere Körperregionen gleichzeitig betroffen sind. Eine kontinuierliche Betreuung dieses Patientenkollektivs sollte in spezialisierten Zentren für Schwerbrandverletzte mit entsprechender Expertise sowohl in der Akutbehandlung, als auch in der sekundär-rekonstruktiven Behandlung von schweren Verbrennungsverletzungen, erfolgen. Das komplette Repertoire plastisch-rekonstruktiver Maßnahmen (medical needling, Gewebeexpansion, Dermisersatz, Unterdruckwundtherapie, gestielte oder freie Lappenplastiken) muss mitunter komplett ausgeschöpft werden.