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35. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2017)

11.01. - 14.01.2017, Chur, Schweiz

Suizidversuch durch Selbstverbrennung – eine retrospektive Analyse des Stuttgarter Patientenguts

Meeting Abstract

  • M. Rapp - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte Marienhospital Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • F. Al-Shukur - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte Marienhospital Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • K. Junghardt - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte Marienhospital Stuttgart, Stuttgart, Germany
  • U. C. Liener - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte Marienhospital Stuttgart, Stuttgart, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 35. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2017). Chur, Schweiz, 11.-14.01.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dav1.5

doi: 10.3205/17dav05, urn:nbn:de:0183-17dav053

Veröffentlicht: 18. Januar 2017

© 2017 Rapp et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Selbstverbrennung ist eine in Deutschland selten angewandte Methode des Suizidversuchs, bei der ein Mensch seinen eigenen Körper in der Regel mit einem Brandbeschleuniger begießt und sich anzündet.

Material und Methode: Von 01-2005 bis 12-2014 wurden im Zentrum für Schwerbrandverletzte am Marienhospital Stuttgart insgesamt 637 Schwerbrandverletzte behandelt und retrospektiv ausgewertet.

In diesem Zeitraum wurden 26 Patienten entsprechend 4,1% des Gesamtkollektivs (15 Männer, 11 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 47,3 Jahren ± 15,9 Jahre (Median: 48; R: 19-80), einer mittleren verbrannten Körperoberfläche von 49,8% ± 34,1% KOF (Median: 47; R: 5-100) und einem mittleren ABSI-Score von 10,2 ± 3,9 (Median: 10; R: 3-17) behandelt.

Ergebnis: In 22 Fällen (84,7%) übergossen sich die Patienten mit einem Brandbeschleuniger (Benzin n=20, Spiritus n=2). In 2 Fällen (7,7%) wurde die Kleidung in Brand gesteckt, in je einem Fall (jeweils 3,8%) wurde eine Gasexplosion ausgelöst oder ein Lichtbogen verursacht.

Das Durchschnittsalter der Frauen war mit 53,1 Jahre ± 16,3 Jahre (Median: 53; R: 24-80) deutlich höher als das der Männer mit 43,1 Jahre ± 14,8 Jahre (Median: 48; R: 19-80). Bei den Frauen waren die mittlere verbrannte Körperoberfläche mit 54,1% KOF ± 37,6% (Median: 60; R: 7-100) versus 48,1% KOF ± 34,1% (Median: 42; R: 5-95) bei den Männer und der mittlere ABSI-Score mit 11,4 ± 4,2 (Median: 13; R: 6-17) versus 9,3 ± 3,6 (Median: 9; R: 3-14) bei den Männern deutlich höher.

14 von 26 Patienten (53,8%) überlebten den Suizidversuch durch Selbstverbrennung. Der Suizidversuch war letztendlich bei 6 von 11 Frauen (54,5%) und 6 von 9 Männern (40%) erfolgreich gewesen. In 6 Fällen (2 Männer 4 Frauen) entsprechend 23,1% wurde der Suizidversuch jenseits des 60. Lebensjahres durchgeführt.

Schlussfolgerung: Die Selbstverbrennung ist mit einer Erfolgsrate von 46,2% eine nicht unbedingt erfolgversprechende Suizidmethode, bei der sich die Patienten überwiegend mit Benzin (77%) als Brandbeschleuniger übergießen.