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34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016)

13. - 16.01.2016, Berchtesgaden

Frühe Hypothermie als Risikofaktor bei Patienten mit schweren Verbrennungen – Eine retrospektive Single-Center-Outcome-Studie an 300 Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Hirche - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Matthias Münzberg - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Orthopädie und Unfallchirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Theresa Harbers - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Benjamin Ziegler - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Sebastian Fischer - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Johannes Horter - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - BG Klinik Ludwigshafen, Universität Heidelberg, Hand-, Plastischen und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016). Berchtesgaden, Deutschland, 13.-16.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dav65

doi: 10.3205/16dav65, urn:nbn:de:0183-16dav655

Veröffentlicht: 12. Januar 2016

© 2016 Hirche et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die lokale Kühlung von Verbrennungen gilt als Eckpfeiler der einfachen Ersten Hilfe zur Analgesie, Reduktion der Tiefenprogression und beschleunigten Wundheilung. Jedoch ist die Verbrennungstrauma-bedingte Hypothermie bei großflächigen Kühlungen oder ausbleibendem Wärmeerhalt eine gefürchtete Komplikation und Grundlage kontroverser Diskussionen. Die frühe, in der Akutphase der Versorgung auftretende Hypothermie wird mit einer erhöhten Mortalität und einem schlechteren Behandlungsergebnis bei Patienten mit großflächigen Verbrennungen in den Zusammenhang gebracht, aber die verfügbare Evidenz ist begrenzt.

Patienten, Methoden: Das Ziel dieser monozentrischen, retrospektiven Studie war es, den negativen Einfluss der frühen Hypothermie auf schwerverbrannte Patienten nachzuweisen sowie die Gründe und Konsequenzen zu analysieren. 300 Patienten mit einer verbrannten Körperoberfläche (VKOF) ≥ 15% wurden nach Zustimmung der lokalen Ethikkommission untersucht. Die Datenextraktion erfolgte aus präklinischen Einsatzprotokollen und der medizinischen Dokumentation. Allgemeine Patientendaten und verbrennungsspezifische Charakteristika sowie Ergebnisparameter (Sterblichkeit, Dauer Intensiv- und Krankenhausaufenthalt, Komplikationen) wurden erhoben und im Subgruppenvergleich zwischen normothermen (>36°C), mild hypothermen (≤36≥34,5°C) und stark hypothermen (<34,5°C) Patienten statistisch verglichen.

Ergebnisse: Die Gesamtmortalitätsrate von 300 Patienten mit einem mittleren VKOF von 29% (74% männlich, 26% weiblich) betrug 20%. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 31 Tage, davon 12 Tage auf der Brandverletztenintensivstation. Hypothermie zum Aufnahmezeitpunkt (Temperatur ≤36°C) lag bei 79% der Patienten vor. Die mittlere Körpertemperatur bei Aufnahme betrug 35,3°C. Patienten mit schwerer Hypothermie (≤ 34,5°C) mit einer signifikant größeren, mittleren VKOF von 47% (p <0,001) und wiesen mit 38% eine signifikant erhöhte Mortalität auf (p <0,001). 87% der schwer hypothermen Patienten wurden durch die Erstversorger (p <0,001) sediert. Eine multivariate Analyse identifizierte 3. gradige Verbrennungen, Vorliegen eines Inhalationstraumas, höheres Alter und weibliches Geschlecht als zusätzliche negative Einflussfaktoren auf die Sterblichkeit. 40 Patienten (13%) litten an Begleitverletzungen.

Schlussfolgerung: Die frühe Hypothermie von schwerverbrannten Patienten ist mit zunehmender Sterblichkeit und einem schlechteren Behandlungsergebnis assoziiert. Wir postulieren, dass Hypothermie ein essentieller, prognostischer Faktor bei schwerbrandverletzten Patienten ist und in Analogie zur „Golden Hour of Shock“ in der Frühphase der Schwerverletztenversorgung antizipiert werden muss.