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34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016)

13. - 16.01.2016, Berchtesgaden

Suprathel® für großflächige Verbrennungen im Alter – Fallbericht über den erfolgreichen Einsatz bei einem 80-jährigen Patienten mit 51% verbrannter Körperoberfläche

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Fischer - BG Klinik Ludwigshafen, Plastische Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Christoph Hirche - BG Klinik Ludwigshafen, Plastische Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - BG Klinik Ludwigshafen, Plastische Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Johannes Horter - BG Klinik Ludwigshafen, Plastische Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - BG Klinik Ludwigshafen, Plastische Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016). Berchtesgaden, Deutschland, 13.-16.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dav55

doi: 10.3205/16dav55, urn:nbn:de:0183-16dav559

Veröffentlicht: 12. Januar 2016

© 2016 Fischer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die auf DL-Milchsäure-Co-Polymer basierende, temporäre Wundauflage Suprathel® kann die Hautregeneration positiv beeinflussen und die Anzahl von Verbandswechseln in Anästhesie sowie deren Analgosedierungstiefe reduzieren. Vor allem bei älteren Patienten mit erhöhtem Narkose-bedingtem Nebenwirkungsrisiko können diese Eigenschaften den entscheidenden Behandlungs- und Überlebensvorteil bieten. In diesem Fallbericht stellen wir die erfolgreiche Anwendung von Suprathel® bei einer großflächigen Verbrennung in hohem Alter mit dem höchsten, überlebten ABSI Score in der Literatur für dieses Verfahren dar.

Patient und Methoden: Der 80 jährige Patient zog sich bei einer Verpuffung durch Brandbeschleuniger bei der Verbrennung von Gartenmüll insg. 51% VKOF, 2a-gradig im Gesicht, Hals, Abdomen und Thorax, Oberarme, Unterarme und Hände beidseits, und untere Extremitäten zu. Der Patient stellte sich noch selbständig in seiner Hausarztpraxis vor, wurde von dort dann luftgebunden mit Notarztbegleitung in die Klinik transferiert. Unter Berücksichtigung der Begleiterkrankungen (mittelschwer reduzierte LV-Funktion bei hypertensiver Herzerkrankung, Vorhofflimmern unter Marcumartherapie; gewertet mit 2 Punkten), präsentierte der Patient bei Aufnahme mit einem ABSI-Score von 13 bzw. einem Baux Score von 131, sowie einer daraus resultierenden Sterbewahrscheinlichkeit >80%. Nach Schockraumaufnahme und Debridement erfolgte die Auflage von Suprathel® auf nahezu alle Areale. Behandlungsrelevante Komplikationen der schweren Verbrennung waren eine Sepsis mit Multiorganversagen bei Pneumonie (Anlage eines dilatativen Tracheostomas), septischer Schock, akute Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht (über 7 Tage vom 8. bis 15. Tag nach Trauma), prolongiertes Delir gemischter Genese, Thrombopenie, Hepatopathie und Tachyarrhythmia absoluta. Der stationäre Aufenthalt im Schwerbrandverletztenzentrum dauerte 45 Tage bis zur Entlassung in die Weaning-Klinik. Die Entlassung aus der Rehabilitationsklinik steht nun 77 Tage nach Verbrennung bevor. Die vollständige Reepithelisierung der Oberfläche bestand am 14. Tag nach Trauma.

Conclusio: Der dargestellte Fall zeigt eine zeitgerechte Re-Epithelisierung der Oberfläche (51% VKOF) bei einem 80-jährigen Patienten ohne Zeichen des Nachtiefens trotz komplikationsbehaftetem, katecholaminpflichtigen Verlauf nach Anwendung von Suprathel®. Die Frequenz der Verbandswechsel und die Analgosedierungstiefe konnten begrenzt werden, was sich nach unserer Einschätzung günstig auf Blutdruckschwankungen und Narkose-bedingte Nebenwirkungen ausgewirkt hat. Wir postulieren, dass aufgrund der zügigen Regeneration der Oberfläche trotz hohen Alters die schweren Komplikationen der Verletzung rekompensiert werden konnten.