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34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016)

13. - 16.01.2016, Berchtesgaden

Selektive Literaturrecherche und Etablierung eines individualisierten, multimodalen Volumenmanagement-Konzeptes zur Behandlung Schwerbrandverletzter innerhalb der ersten 48h

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benjamin Ziegler - BGU Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Christoph Hirche - BGU Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Johannes Horter - BGU Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - BGU Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - BGU Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Ludwigshafen, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 34. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2016). Berchtesgaden, Deutschland, 13.-16.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dav22

doi: 10.3205/16dav22, urn:nbn:de:0183-16dav224

Veröffentlicht: 12. Januar 2016

© 2016 Ziegler et al.
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Gliederung

Text

Einführung: Schwerbrandverletzte mit einem Verbrennungsausmaß von über 20% vKOF erleiden innerhalb weniger Stunden nach dem Trauma ausgeprägte Volumenverschiebungen als Folge einer generalisierten Gefäßschrankenstörung im Rahmen der Verbrennungskrankheit. Die resultierende intravasale Hypovolämie mit interstitieller Hypervolämie erfordert die schnelle Kreislaufstabilisierung durch adäquaten und individualisierten Volumenersatz, verbunden mit supportiven Maßnahmen (z.B. Katecholamine), um hypoxische Organschäden zu vermeiden. Etablierte und partiell validierte Schockphasenprotokolle zur Volumensubstitution basieren auf einer Berechnung unter Einbeziehung von Körpergewicht, verbrannter Körperoberfläche und Diurese, jedoch fehlen individualisierte Parameter und Kontrollalgorithmen. Um prognoserelevante, negative Auswirkung sowohl von Hypo- und Hyperhydratation zu vermeiden, ist eine individuell gesteuerte Volumentherapie unter Berücksichtigung einer Vielzahl verfügbarer Kreislaufparameter mit Kontrolle des Therapieerfolgs unabdingbar.

Methode: Zur optimierten Steuerung und Kontrolle der initialen Volumentherapie wurde auf Basis der verfügbaren Literatur durch eine selektive Literaturrecherche ein multimodales Therapieschema erarbeitet, welches als Entscheidungshilfe für den Beginn der Volumensubstitution als auch zur regelmäßigen Re-Evaluation und Anpassung der Therapie während der ersten 48 Stunden dient. Es bedient sich dabei verfügbarer Parameter der Überwachung (stündliche Urinausscheidung, arterieller Mitteldruck) und berücksichtigt zudem die Ergebnisse von Pulskonturanalyse und Thermodilutionsverfahren. Bedarfsgerecht wird die Volumensubstitution durch kolloidale Infusionslösungen ergänzt.

Einschlusskriterien für die Anwendung des eingeführten Therapieschemas sind Verbrennungen mit mindestens 20% vKOF oder Lebensalter > 70 Jahren mit mindestens 15% vKOF. Ausgeschlossen werden Patienten mit Lebensalter < 16 Jahren, terminaler Niereninsuffizienz oder Stromdurchflussverletzungen.

Ergebnisse: Die verfügbare Literatur und die Entwicklung des individualisierten Schockphasenschemas werden vorgestellt und die Anwendung des differenzierten Therapieschemas exemplarisch dargestellt. Die Ergebnisse nach Einführung des neuen Therapieschemas zur Volumensteuerung in der Initialphase schwerer Verbrennungsverletzungen auf einer Schwerbrandverletztenstation zeigen die zuverlässige Anwendbarkeit im klinischen Alltag. Das Auftreten kritischer Hypovolämien konnte zuverlässig vermieden werden. Im bisherigen viermonatigen Beobachtungszeitraum seit Einführung wurden keine Komplikationen einer Übertherapie (u.a. Abdominelles Kompartmentsyndrom) erfasst.

Schlussfolgerungen: Unter Berücksichtigung mehrerer Parameter und der Integration von Pulskonturanalyse und Thermodilutionsverfahren kann eine individualisierte Volumentherapie erfolgen. Ob ein Einfluss auf die kumulative Infusionsmenge innerhalb der ersten beiden Behandlungstage erreicht werden kann, muss durch weitere Evaluation geklärt werden.