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33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015)

14.01. - 17.01.2015, Leogang, Österreich

Schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen: Diagnostik, Risikofaktoren und Management

Meeting Abstract

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  • M. Mockenhaupt - Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh), Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum, Freiburg, Germany
  • M. Paulmann - Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh), Klinik für Dermatologie und Venerologie, Universitätsklinikum, Freiburg, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015). Leogang, Österreich, 14.-17.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dav08.07

doi: 10.3205/15dav76, urn:nbn:de:0183-15dav769

Veröffentlicht: 9. März 2015

© 2015 Mockenhaupt et al.
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Gliederung

Text

Zu den schweren blasenbildenden Hautreaktionen gehören das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), die Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) und das generalisierte bullöse fixe Arzneiexanthem (generalized bullous fixed drug eruption; GBFDE). Diese meist arzneimittelinduzierten Reaktionen gehen mit zum Teil ausgedehnter Blasenbildung und Hautablösung sowie einer hämorrhagisch erosiven Schleimhautbeteiligung einher. Bei großflächiger Hautablösung und Intensivpflichtigkeit werden viele dieser Patienten zur Therapie in eine spezialisierte Verbrennungseinheit verlegt.

Das Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh) erfaßt seit 1990 alle hospitalisierten Erkrankungsfälle von SJS und TEN in Deutschland. Im Rahmen des internationalen RegiSCAR-Projekts wurden auch andere schwere Hautreaktionen inklusive des GBFDE in die Erfassung aufgenommen. Die Patienten werden nach Möglichkeit vor Ort in der behandelnden Klinik bzw. Abteilung besucht, um eine systematische Datenerhebung und Probeentnahme vorzunehmen. Alle erfaßten Fälle werden in anonymisierter Form einem unabhängigen internationalen Expertengremium vorgestellt und hinsichtlich ihrer klinischen Diagnose beurteilt. In einem zweiten, hiervon zeitlich getrennten Schritt, werden für jeden Einzelfall die möglichen medikamentösen oder auch infektiösen Auslöser der Reaktion ermittelt.

Im Verlauf von mehr als zwei Jahrzehnten ließ sich feststellen, daß die Inzidenz von SJS/TEN mit 1–2 Fällen pro 1 Mio Einwohner / Jahr relativ stabil bleibt. Der Altersdurchschnitt der betroffenen Patienten hingegen hat sich in den letzten 10 Jahren im Vergleich zur vorherigen Dekade um ca. 5 Jahre erhöht. Auch die Letalität ist insgesamt eher steigend, was sicherlich mit der Altersentwicklung in engem Zusammenhang steht. Ein Großteil der überlebenden Patienten entwickelt langwierige Folgeschäden wie Strikturen der Schleimhäute, insbesondere der Augen, aber auch Nagelverlust oder Wachstumsstörungen, Pigmentverschiebung der Haut bis hin zur Narbenbildung. Hinsichtlich der Risikofaktoren steht Allopurinol als auslösendes Arzneimittel nach wie vor an erster Stelle, gefolgt von bestimmten Antiepileptika, antibakteriellen Sulfonamiden und wenigen anderen Substanzgruppen. In ca. 25% der Fälle läßt sich kein medikamentöser Auslöser identifizieren.

Schwere blasenbildende Hautreaktionen erfordern eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit hinsichtlich Diagnostik, Therapie und Nachbehandlung.