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33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015)

14.01. - 17.01.2015, Leogang, Österreich

Mortalitätskriterien bei Patienten mit Toxisch-Epidermalen-Nekrolyse. Benötigt der Scorten Score eine Revision? Eine retrospektive Untersuchung von 46 betroffenen Patienten

Meeting Abstract

  • R. Ipaktchi - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • M. Boyce - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • N. Krezdorn - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • A. Limbourg - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • P. M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015). Leogang, Österreich, 14.-17.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dav08.06

doi: 10.3205/15dav75, urn:nbn:de:0183-15dav756

Veröffentlicht: 9. März 2015

© 2015 Ipaktchi et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Toxisch-Epidermale-Nekrolyse (TEN) ist eine sehr seltene, häufig medikamenten assoziierte Erkrankung, mit einer Epidermolyse von >30% KOF. Sie tritt in 1–2 Fällen pro 1 Million Einwohnern auf. In einigen Fällen zeigt sich zusätzlich eine Schleimhautmitbeteiligung mit gastrointestinalen Blutungen und respiratorischen Komplikationen. Aufgrund der fragilen Schleimhautverhältnisse besteht bei beatmeten Patienten eine erhöhte Vulnerabilität für Pneumonien und der Gefahr der respiratorischer Insuffizienz. Unsere Hypothese war deshalb, dass Patienten mit Schleimhautbefall eine schlechtere Prognose mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität zeigen. Wir haben dies in einer retrospektiven Studie an unserem TEN-Patientenkollektiv untersucht.

Methoden: Im Rahmen einer retrospektive Datenanalyse wurden alle Patienten mit einer histologisch bestätigten TEN mit >30% KOF eingeschlossen. Als Endpunkt wurde die Letalitätsrate bestimmt.

Ergebnisse: Im Zeitraum von 2003–2013 wurden insgesamt 46 Patienten (19 Männer, 27 Frauen) mit einer durchschnittlich betroffenen KOF von 59,49% (30–100) im Brandverletztenzentrum der Medizinischen Hochschule Hannover behandelt. Das Durchschnittsalter betrug 64,91 Jahre (19–98). Alle Patienten wurden anhand eines standardisierten Behandlungsprotokolls therapiert. In 60,8% der Fälle lag eine Schleimhautmitbeteiligung vor (enoral und/oder obere Atemwege, peranal, Skleren)

Insgesamt sind 20 Patienten an den Folgen der TEN verstorben (43%). Ursächlich waren Sepsis m/o MOV, Pneumonie, Nierenversagen, Myokardinfarkt, schwere Colitis, therapierefraktärer Wundinfekt. Das Durchschnittsalter der verstorbenen Patienten betrug 71,8 Jahre mit einer durchschnittlichen betroffen KOF von 70,9% (+/-24,9), das der Überlebenden 60,1 Jahre mit einer durchschnittlichen KOF von 49,6 (+/-19,1) (p=0,015). Die Mortalitätsrate zeigte keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Von den 20 verstorbenen Patienten lag bei 18 Patienten ein Schleimhautbefall vor (90%) (p=0,02).

Zusammenfassung: Trotz moderner medizinischer Interventionsmöglichkeiten, zeigt sich bei einem Schleimhautbefall eine deutlich erhöhte Mortalitätsrate. Ebenso ist die Mortalitätsrate ab einer betroffenen KOF von >50% deutlich erhöht. Beide Aspekte sind im Scorten Score nicht berücksichtigt. Unsere Daten weisen darauf hin, dass die Schleimhautbeteiligung ein unabhängiger prognostischer Faktor der TEN sein könnte.