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33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015)

14.01. - 17.01.2015, Leogang, Österreich

Intensivmedizinische Praxis der Verbrennungsbehandlung in Deutschland: Ergebnis einer repräsentativen Umfrage an deutschen Verbrennungszentren 2014

Meeting Abstract

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  • J. Gille - Klinikum St. Georg Leipzig, Leipzig, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015). Leogang, Österreich, 14.-17.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dav07.05

doi: 10.3205/15dav61, urn:nbn:de:0183-15dav616

Veröffentlicht: 9. März 2015

© 2015 Gille.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der intensivmedizinischen Versorgung Brandverletzter ist gering. Studien zeichnen sind häufig durch kleine Fallzahlen und einen hohen Anteil retrospektiver Analysen aus. Die Praxis der Intensivtherapie folgt den Erfahrungen der einzelnen Zentren und ist somit eher als zentrumsbasiert zu charakterisieren. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist eine Bestandsaufnahme der aktuellen Therapieprinzipien in deutschen Verbrennungszentren.

Methodik: Im Rahmen des „19. Workshops für Anästhesie und Intensivmedizin“ im Mai 2014 in Hamburg wurde eine strukturierte Umfrage zu den Themenkomplexen Infusionstherapie in der Schockphase, Devices/Monitoring, Analgosedierung, Ernährung(s)/ -ergänzung/ metabolische Therapie, antiinfektive Therapie/Surveillance durchgeführt. An der Umfrage beteiligten sich 12 Verbrennungszentren für Erwachsene in Deutschland. Diese Zentren repräsentieren 66,7% der Intensivbetten für erwachsene Schwerbrandverletzte.

Ergebnisse: Die Infusionstherapie in der Initialphase erfolgt kristalloidbasiert unter ausschließlicher Verwendung von Acetat als metabolisierbares Anion. Zur Anwendung kommen 6 unterschiedliche Formeln für die kalkulierte Flüssigkeitstherapie mit erheblich variierenden effektiven Flüssigkeitsmengen. Der frühzeitige Einsatz von Kolloiden wird sehr unterschiedlich gehandhabt – „von Beginn an“ bis „frühestens nach 24 Stunden“. Die Diurese ist der wichtigste Zielparameter der Resuszitation. Das Diureseziel ist uneinheitlich und reicht von >0,25 ml/kgKG bis zu >1 ml/kgKG. Zwei Zentren praktizieren die Gabe von Hochdosis Vitamin C.

Die Ernährungstherapie erfolgt primär enteral, parenteral nur in Ausnahmefällen. Die kalorischen Vorgaben variieren erheblich (25 bis 40 kcal/ kgKG*d). In 7 Zentren erfolgt eine metabolische Therapie mit Propanolol und Oxandrolone.

Eine prophylaktische Antibiotikatherapie erfolgt in keinem der teilnehmenden Zentren. Die Praxis mikrobiologischer Routineuntersuchungen differiert erheblich.

Schlussfolgerungen: Die Umfrage darf als repräsentativ für die Praxis der Intensivmedizin bei Brandverletzten angesehen werden. Es zeigten sich zum Teil erhebliche Unterschiede in Bezug auf wesentliche Behandlungsprinzipien und Abweichungen zu aktuellen Empfehlungen. Es besteht ein hoher Bedarf an prospektiven, möglichst multizentrischen Studien zur intensivmedizinischen Versorgung. Langfristiges Ziel sollte die Schaffung einer Leitlinie zur intensivmedizinischen Versorgung Schwerbrandverletzter sein.