gms | German Medical Science

33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015)

14.01. - 17.01.2015, Leogang, Österreich

Zielortferne Gewebekonditionierung – Eine mögliche Option zur Reduktion des Nachtiefens von Verbrennungen?

Meeting Abstract

  • R. Krämer - Universitätsklinik Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Germany
  • T. Kisch - Universitätsklinik Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Germany
  • M. Kabbani - Medzinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • P. Mailänder - Universitätsklinik Lübeck, Plastische Chirurgie, Lübeck, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015). Leogang, Österreich, 14.-17.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dav06.09

doi: 10.3205/15dav55, urn:nbn:de:0183-15dav554

Veröffentlicht: 9. März 2015

© 2015 Krämer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Eine zügige und sichere Behandlung von progressiver mikrovaskulärer Dysfunktion nach Weichteiltrauma im Rahmen einer thermischen Verletzung stellt noch immer eine Herausforderung in der präklinischen und frühen klinischen Versorgung dar. Obwohl vorangegangene Studien darlegen konnten, dass eine zielortferne ischämische Gewebekonditionierung (remote ischemic preconditioning / RIPC) ein systemisches Phänomen darstellt und zur Verbesserung der Ischämietoleranz von Organgewebe führt, fehlten bis dato Studien, welche die mikrozirkulatorischen Veränderungen dieser Maßnahme darlegten. Das Ziel dieser Studie bestand daher in der Evaluation früher mikrozirkulatorischer Effekte von RIPC auf Haut und Subkutangewebe in vivo.

Methoden: Bei 27 gesunden Probanden (25 Männer, Alter 24±4a, BMI 23.3) wurden während der Durchführung von RIPC kontinuierlich Parameter der Mikrozirkulation erhoben mittels kombinierter Laser-Doppler und Spektrophotometrie (Oxygen-to-see, Lea Medizintechnik, Germany). Die Messung der Mikrozirkulation erfolgte bei allen Probanden am anterolateralen linken Oberschenkel. Nach einer Ausgangsmessung erfolgte die zielortferne Ischämie in drei Zyklen am kontralateralen Oberarm mit konsekutiver Reperfusion über 10 bzw. abschließend 15 Minuten.

Resultate: Die Gewebesauerstoffsättigung am anterolateralen Oberschenkel erhöhte sich während der dritten Reperfusionsphase signifikant um 29% gegenüber der Ausgangsmessung (46,1±10,1% vs. 59,4±7,6%; p=0,013), der kapilläre Blutfluss um 90% (9.2±7.0 relative Einheiten [rE] vs. 17.5±17.1rE; p=0,004). Der postkapilläre Füllungsdruck fiel statistisch signfikant in der zweiten Reperfusionsphase um 16% gegenüber der Ausgangsmessung (48,1±19,4rE vs. 40,6±16,7rE; p=0,028).

Schlussfolgerung: Zielortferne ischämische Gewebekonditionierung (RIPC) verbessert im Bereich von Haut und Subkutangewebe die Gewebesauerstoffsättigung, den kapillären Blutfluss sowie den kapillarvenösen Abstrom. Somit könnten Maßnahmen wie die ischämische Gewebekonditionierung eine supportive Option zur Verbesserung der Weichteilmikrozirkulation bei frühen Verbrennungen darstellen und in der frühen Posttraumaphase zur Reduktion des Nachtiefens von Verbrennungen beitragen.