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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Evaluation des neuen MdE-Bogens von Ottomann & Hartmann (2010) zur Begutachtung Brandverletzter

Meeting Abstract

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  • M. Rapp - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Marienhospital Stuttgart, Stuttgart
  • C. Ottomann - Unfallkrankenhaus Berlin, Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie, Berlin
  • U.C. Liener - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Marienhospital Stuttgart, Stuttgart

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav58

doi: 10.3205/14dav58, urn:nbn:de:0183-14dav589

Veröffentlicht: 18. Juni 2014

© 2014 Rapp et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Gesamt-Minderung der Erwerbsfähigkeit (Gesamt-MdE) nach einem Verbrennungstrauma wird üblicherweise mit Hilfe der Begutachtungsbögen für Brandverletzte nach Bruck (1988) oder nach Hörbrandt & von Donnersmarck (1995) eingestuft. Die Kriterien für Funktionseinschränkung, Lokalbefund und vegetativ-somatische Beschwerden sind jedoch bei einem großen Bewertungsspielraum des Gutachters ungenau, was zu eine subjektiven Gesamteinschätzung der MdE durch den Gutachter führt. Darüber hinaus ist bei diesen Bögen auch bei großflächigen Verbrennungen nur eine Gesamt-MdE aus Lokalbefund und vegetativ-somatischen Beschwerden von maximal 40% zu erzielen.

Unter diesen Aspekten wurde von Ottomann & Hartmann (2010) ein neuer Bogen zur Begutachtung Brandverletzter entwickelt, der eine objektivere und präzisere Einstufung der Gesamt-MdE ermöglichen soll.

Methoden: Um die Validität des neuen MdE-Bogens von Ottomann & Hartmann (2010) zur Begutachtung Brandverletzter zu überprüfen, wurden am Marienhospital Stuttgart 12 zu begutachtende Patienten mit Verbrennungen gutachterlich untersucht und die Verbrennungsfolgen anhand der Begutachtungsbögen nach Bruck (1988), nach Hörbrandt & von Donnersmarck (1995) und nach Ottomann & Hartmann (2010) eingeschätzt und verglichen.Es handelte sich bei den zu begutachtenden 12 Verbrennungspatienten um 11 Männer und 1 Frau mit einem mittleren Alter von 38,5 Jahren ± 18,1 Jahre (R: 17 - 72 Jahre). Die mittlere verbrannte Körperoberfläche betrug 14,2% KOF ± 12,2% KOF (R: 1,5 - 44% KOF). Der ABSI-Score war im Mittel 5,2 ± 1,5 (R: 3 - 8).

Resultate: Bei 4 von 12 Versicherten (33,3%) zeigte sich eine weitgehend gleiche Einschätzung der Gesamt-MdE in allen 3 Begutachtungsbögen. Im Unterschied zum Begutachtungsbogen nach Bruck (1988) berücksichtigt der Begutachtungsbogen nach Hörbrandt & von Donnersmarck (1995) keine psychischen Beschwerden der Versicherten. Dennoch war die Gesamt-MdE nach beiden Begutachtungsbögen in 9 von 12 Fällen (75%) gleich. Lediglich in 3 von 12 Fällen war die Gesamt-MdE nach dem Begutachtungsbogen von Hörbrandt um jeweils 10% vermindert. Die mittlere Abweichung zwischen beiden Begutachtungsbögen betrug 2,5% ± 4,5%.

Die Einschätzung der Gesamt-MdE nach dem Begutachtungsbogen von Ottomann & Hartmann (2010) fiel in 3 Fällen (25%) gleich und in 1 Fall (8,3%) niedriger als in der Einschätzung nach Hörbrandt & von Donnersmarck (1995) aus. Bei 8 Versicherten (66,6%) war die errechnete Gesamt-MdE nach dem neuen Begutachtungsbogen von Ottoman & Hartmann (2010) um 10–20% höher. Die mittlere Abweichung betrug hier 6,0% KOF ± 6,4%.

Schlussfolgerung: Die angemessene Einschätzung des verbliebenen Schadens nach Verbrennungstrauma hängt von der Erfahrung und der individuellen Entscheidung des Gutachters ab. Die Evaluation des neuen Begutachtungsbogens nach Ottomann & Hartmann (2010) erleichtert die Einschätzung der Gesamt-MdE und zeigt eine vergleichbare Einschätzung der Gesamt-MdE im Vergleich zu den Begutachtungsbögen nach Bruck (1988) und Hörbrandt & von Donnersmarck (1995).

Der Einschluss problematischer oder bisher nicht berücksichtigter Körperregionen, die differenziertere Einstufung der somatischen und vegetativen Beschwerden sowie eine nun erzielbare Gesamt-MdE aus Lokalbefund und vegetativ-somatischen Beschwerden >40% ermöglicht eine korrektere Einstufung der Gesamt-MdE nach Verbrennungstrauma auch nach großflächigen Verbrennungen.