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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Fallbericht – Explosionsverletzung der Hand

Meeting Abstract

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  • Lynn Wanie

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav44

doi: 10.3205/14dav44, urn:nbn:de:0183-14dav442

Veröffentlicht: 18. Juni 2014

© 2014 Wanie.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Berichtet wird über den Fall eines 15-jährigen Patienten, der sich infolge einer akzidentiellen Explosion einer selbstgebastelten Schussvorrichtung Verletzungen an der rechten Hand zugezogen hatte. Im Bereich der Handfläche war initial lediglich eine 5 cm lange klaffende, stark verschmutzte Wunde mit Schmauchspuren zu erkennen. Es erfolgte zunächst durch den kinderchirurgischen Dienstarzt die notfallmäßige Wundversorgung in Allgemeinanästhesie. Die Wunde wurde gespült, die Wundränder locker adaptiert und eine Gummilasche eingelegt. Perioperativ wurde eine i.v. antibiotische Therapie mit Clindamycin begonnen. Ab dem ersten posttraumatischen Tag kam es zu einer zunehmenden Rötung und Schwellung der rechten Hand und des gesamten Unterarms. Am zweiten posttraumatischen Tag erfolgte eine Schnitterweiterung zur Exploration der Loge von Guyon und des Carpaltunnels. Die Wunde wurde erneut gespült und eine Gummilasche eingelegt. Zusätzlich wurde die antibiotische Therapie aufgrund der zunehmenden Weichteilinfektion auf Cefotaxim und Metronidazol i.v. umgestellt. Am Folgetag erfolgte bei zunehmender Verschlechterung des Lokalbefundes die weitere Wundexploration und Schnitterweiterung entlang den Schmauchspuren bis in die Mitte des Unterarms. Hierbei Bergung eines kleinen Plastikröllchens aus dem Weichteilgewebe des distalen Unterarms. Postoperativ gab der Patient an, dass dieses als Projektil gedient habe. Im weiteren Verlauf kam es zu einer raschen Besserung des klinischen Befundes, so dass die Wunde bis zum neunten posttraumatischen Tag vollständig verschlossen werden konnte. Funktionell bestehen in der Beweglichkeit keine Defizite und die Sensibilitätsstörungen von Digitus 3 und Digitus 4 sind rückläufig.

Schlussfolgerung: Explosionsverletzungen weisen in Nicht-Kriegsgebieten eine geringe Inzidenz auf. Sie sind meistens auf Verletzungen mit Feuerwerkskörpern zurückzuführen. Für den behandelnden Arzt stellen sie eine gewisse Herausforderung dar. Hinter initial harmlos wirkenden Verletzungen können sich aufgrund des Unfallmechanismus ausgedehnte Weichteilverletzungen in der Tiefe verbergen. Die wirkliche Verletzungsausdehnung kann nur durch eine ausgiebige chirurgische Wundexploration eruiert werden. Die Information, dass ein selbstgebasteltes Projektil im Spiel war, wäre für die Erstversorgung wichtig gewesen.