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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Was tun, wenn die Haut nicht reicht? MEEK, der Retter in der Not

Meeting Abstract

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  • S.-M. Ryu
  • T. Pierson
  • H. Menke

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav33

doi: 10.3205/14dav33, urn:nbn:de:0183-14dav336

Veröffentlicht: 18. Juni 2014

© 2014 Ryu et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das chirurgische Prinzip der Verbrennungsmedizin besteht vereinfacht formuliert in der Entfernung der verbrannten Haut und deren Deckung mit Eigenhaut.

Ausgedehnte Verbrennungsflächen führen an das Limit der Spalthauttransplantation in konservativer Mesh-Technik. Das Problem mit knapper Entnahmestelle ist seit jeher bekannt und stellt unverändert eine Herausforderung dar, zumal die Hautqualität kultivierter Haut unbefriedigend und mit sehr hohen Kosten belastet ist.

Im Folgenden möchten wir die MEEK-Technik in Erinnerung bringen und berichten über drei unterschiedliche Fälle, in denen die Spalthauttransplantation in MEEK-Technik erfolgreich angewandt wurde.

Methoden: Fallbeispiel 1: Ein 23-jähriger Mann zündete sich im Rahmen eines Suizidversuches selbst an und zog sich eine drittgradige Verbrennung von ca. 85% Körperoberfläche zu. Der ABSI score betrug 12. Nach kardiopulmonaler Stabilisierung erfolgten in mehreren Schritten die Nekrektomien. Nach Konsolidierung des Wundgrundes führten wir die Spalthauttransplantation in MEEK-Technik durch, wobei die Haut 1:6 expandiert wurde.

Fallbeispiel 2: Eine 24-jährige Frau aus Libyen erlitt bei einer Gasexplosion in der Küche eine drittgradige Verbrennung von ca. 80% Körperoberfläche zu. Nach der Primärbehandlung in der Heimat mit Spalthauttransplantation kam es im Verlauf zur Wundheilungsstörung mit erneut offenen Wunden von ca. 35% Körperoberfläche und die Patientin wurde 97 Tage nach dem Unfall zu uns verlegt. Aufgrund der Besiedlung der Wunden mit multiresistenten Keimen waren mehrfache Nekrektomien notwendig. Anschließend erfolgte bei sehr begrenzten Spenderarealen die Defektdeckung mit Spalthaut in MEEK-Technik mit 1:6 Expansion.

Fallbeispiel 3: Ein 51-jähriger Mann zog sich bei der Arbeit mit einer Flexsäge durch eine Verpuffung eine drittgradige Verbrennung von ca. 66% Körperoberfläche zu. Nach auswärtiger Primärbehandlung befand er sich in der stationären Anschlussheilbehandlung, wobei es im Verlauf zu einer ausgedehnten Wundheilungsstörung mit Hypergranulation von ca. 39% Körperoberfläche kam. Zur weiteren Behandlung wurde der Patient 186 Tage nach dem Unfall bei Besiedlung mit multiresistenten Keimen zu uns verlegt. Nach mehrfachen Nekrektomien wurden die Wunden sukzessive mit Spalthaut in MEEK-Technik mit 1:6 Expansion sowie mit Keratinozyten gedeckt.

Resultate: Die MEEK-Spalthauttransplantate heilten bei allen Patienten gut ein.

Der Patient im ersten Fallbeispiel wurde nach 150 Tagen nach Aufnahme mit kleinen Restdefekten in eine Rehabilitationsklinik verlegt.

Die Patientin im zweiten Fallbeispiel wurde nach 31 Tagen Intensivbehandlung mit kleinen Restdefekten in ein anderes Krankenhaus zur weiteren Weaning nach Langzeitbeatmung verlegt. Nach Abschluss der intensivmedizinischen Behandlung erfolgte dort die Entlassung in gutem Allgemeinzustand.

Der Patient im dritten Fallbeispiel wurde nach 141 Tagen nach Aufnahme mit kleinen Restdefekten in eine Rehabilitationsklinik verlegt. Die Transplantation der Keratinozyten hatte sich nicht bewährt, während nach MEEK-Transplantation wie im vorliegenden Fall gute Einheilung beobachtet wurde.

Schlussfolgerung: Die Spalthauttransplantation in MEEK-Technik erlaubt eine größtmögliche Expansion der Haut und ist eine bewährte Methode zur Deckung der großflächigen Verbrennungswunden bei knapper intakter Haut. Die Durchführung ist sowohl technisch als auch personell aufwendig und ist anspruchsvoller als die Spalthauttransplantation in MESH-Technik. Umso wichtiger ist eine flächendeckende Versorgung mit Verbrennungszentren, in denen die entsprechende Expertise gegeben ist und die vermeintlich verzweifelten Fälle erfolgreich behandelt werden können, sodass auf konventionelle Keratinozytenkultur verzichtet werden kann.