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31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013)

16.01. - 19.01.2013, Mayrhofen, Österreich

ARDS – Klinischer Verlauf, Risikofaktoren und Mortalität bei Brandverletzten

Meeting Abstract

  • C. Bock - Universitätsspital Zürich, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Zürich, Schweiz
  • H. Leonhard - Universität Zürich, Abteilung Biostatistik Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Zürich, Schweiz
  • H. Sina - Universität Zürich, Abteilung Biostatistik Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Zürich, Schweiz
  • P. Giovanoli - Universitätsspital Zürich, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Zürich, Schweiz
  • M. Guggenheim - Universitätsspital Zürich, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Zürich, Schweiz

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013). Mayrhofen, Österreich, 16.-19.01.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dav30

doi: 10.3205/13dav30, urn:nbn:de:0183-13dav303

Veröffentlicht: 19. Februar 2013

© 2013 Bock et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Acute respiratory distress syndrome (ARDS) nach Verbrennungstrauma (post-burn ARDS; pbARDS) ist eine schwerwiegende Komplikation, die mit einer rund 50%igen Mortalität einhergeht [1], [2]. Der klinische Verlauf und prädiktive Risikofaktoren sind in der Literatur nur wenig dokumentiert. Ziel dieser Studie war es daher, a) den klinischen Verlauf des pbARDS (einschliesslich Mortalität und Hospitalisationsdauer) zu charakterisieren und b) relevante Risikofaktoren für ARDS zu identifizieren einschliesslich der Entwicklung eines prognostischen Scores.

Methoden: Retrospektive Analyse aller 400 Patienten die zwischen Januar 2004 und Dezember 2009 auf die Intensivstation für Brandverletzte des Universitätsspitals Zürich (USZ) aufgenommen wurden. Multivariate logistische Regression zur Ermittlung unabhängiger Risikofaktoren pbARDS sowie Entwicklung eines prognostischen Scores, welcher mittels leave-one-out cross-validation und ROC geprüft wurde.

Ergebnisse: ARDS trat bei 35 der untersuchten 400 Patienten auf (8.8%). Das Ausmass der Verbrennung (% verbrannte Körperoberfläche) variierte zwischen 1% und 92% (Mittelwert 20.0%). Das Krankheitsbild entwickelte sich im Mittel eine Woche nach Trauma (7.7 Tage). Unabhängige Risikofaktoren für post-burn ARDS waren: Inhalationstrauma (Odds-Ratio: 4.95 [95%-Konfidenzintervall (KI): 1.96; 12.18], p<0.001), Alkoholabusus (Odds-Ratio: 3.84 [KI: 1.38; 10.20], p=0.008), sowie jedes % verbrannte TBSA (Odds-Ratio: 1.04 [KI: 1.02; 1.06], p<0.001). Diese Risikofaktoren wurden in einen prognostischen Score integriert, welcher das Risiko für ARDS gut vorhersagt (ROC-AUC 0.866, [KI: 0.81; 0.93]. Der Score setzt sich zusammen aus den Parametern Inhalationstrauma (6 Punkte), Alkoholabusus (5 Punkte), drittgradige Verbrennung (3 Punkte) sowie % verbrannte TBSA (1–14 Punkte je nach Ausmass der Verbrennung). Die Mortalität wird durch ARDS um ein Vielfaches erhöht erhöht (Odds-Ratio: 18.13 [KI: 5.79; 56,78], p<0.001).

Schlussfolgerungen: Das pbARDS tritt bei 8.8% der Patienten mit Verbrennungstrauma mit einer mittleren Latenz von 8 Tagen auf. Die verbrannte Körperoberfläche, das Vorhandensein eines Inhalationstraumas sowie ein vorbestehender Alkoholabusus sind die determinierenden Faktoren dieser schweren Komplikation, die die Wahrscheinlichkeit eines letalen Ausgangs vervielfacht. Der vorgestellte Score kann bei der Entwicklung spezifischer Behandlungsstrategien nützlich sein.


Literatur

1.
Dancey DR, Hayes J, Gomez M, Schouten D, Fish J, Peters W, Slutsky AS, Stewart TE. ARDS in patients with thermal injury. Intensive Care Med. 1999 Nov;25(11):1231-6.
2.
Steinvall I, Bak Z, Sjoberg F. Acute respiratory distress syndrome is as important as inhalation injury for the development of respiratory dysfunction in major burns. Burns. 2008 Jun;34(4):441-51. DOI: 10.1016/j.burns.2007.10.007 Externer Link