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Verbrennungsausmaß, Fluid Creep, Glykokalyx, Natriuretisches Peptid und Hyaluronan Neueres von der Wasserfront der Verbrennungsbehandlung
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Veröffentlicht: | 19. Februar 2013 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Bei der Einschätzung des Verbrennungsausmaßes kommt es auch bei Fachleuten zu wesentlichen Fehleichschätzungen. Auf der Basis dieser Einschätzung oder auch anderer Formeln beginnt die Flüssigkeitsgabe präklinisch beim Verbrennungspatienten. In der Literatur der letzten Zeit gibt es jedoch wesentliche Hinweise darauf, dass präklinisch verabreichte, zu hohe Flüssigkeitsmengen ein wesentlicher Einflussfaktor für das spätere „Fluid Creep“ mit einer Summe von schweren Komplikationen sein können.
Fragestellung: In wie weit kann die Fehleinschätzung des Verbrennungsausmaßes auch vor dem Hintergrund neuer Empfehlungen zur Flüssigkeitsgabe die Entstehung des „Fluid Creep“ beeinflussen?
Methodik: Anhand der Ergebnisse mehrerer Studien wurde die Fehlerhaftigkeit der Einschätzung des Verbrennungsausmaßes überprüft. Anhand von Literatur soll der Einfluss dieser Fehleinschätzung dargestellt werden und eine Theorie zur Auslösung der verstärkten Flüssigkeitseinlagerung dargestellt werden.
Ergebnisse: Die Schockbehandlung eines Verbrennungspatienten wird in der Regel in einer Situation begonnen, in der der Patient hypertensiv und tachycard ist, in der das ADH-Renin-Angiotensin System stark aktiviert ist. Die Gabe von mäßigen oder hohen Flüssigkeitsmengen in dieser Phase führt zur Hypervolämie und damit zur Freisetzung von natriuretischem Peptid A. Dieses natriuretische Peptid A führt zur Degradation der Glycocalyx und zum Verlust des Superficial Endothelial Layer (SEL). Der SEL ist aber die Grundlage für die Abdichtung der Gefäße und stellt die osmotische aktive Membrane auf Basis derer der „Starling Mechanismus“ funktioniert. Zusätzlich kommt es zur Hyaluronandegradation und damit Störung der Verbindungen zwischen den Endothelzellen. Als Folge beginnt ist der Ausstrom von Flüssigkeiten in das Interstitium ohne Rückresorption durch den Starling Mechanismus, und der kontextsensitiven Volumswirkung von Flüssigkeiten. Hohe Flüssigkeitzsgaben in der Initialphase erfordern auch weiterhin hohe Flüssigkeitsgaben um den Perfusionsdruck der Organe aufrecht zu erhalten.
Schlussfolgerungen: Exakte Beurteilung des Verbrennungsausmaßes, restriktive Flüssigkeitstherapie in der Initialphase und Zielwerte der Flüssigkeitstherapie, die auf physiologischen Parametern der Organperfusion beruhen erscheinen sinnvoll, um viele spätere Komplikationen zu vermeiden.