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Wirksamkeit einer kognitiv verhaltenstherapeutischen Gruppentherapie für Brandverletzte
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Veröffentlicht: | 30. Juni 2010 |
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Ziel: In der durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) geförderten Multicenterstudie wurde erstmals eine psychologische Intervention speziell für brandverletzte Patienten entwickelt und angewendet. Diese kognitiv verhaltenstherapeutische Gruppentherapie soll die Patienten beim Anpassungsprozess an die Folgen des Unfalls unterstützen und somit ihren Rehabilitationsprozess fördern. Ziel der Studie ist die systematische Evaluation der Wirksamkeit dieser Gruppentherapie für Brandverletzte.
Patienten und Methode: Das Gruppenprogramm wurde deutschlandweit an drei Brandverletztenzentren sowie zwei Rehabilitationszentren allen interessierten Patienten angeboten. Bisher haben 85 Patienten an der Gruppentherapie teilgenommen, davon waren 65% Männer. Der Altersmittelwert liegt bei 44 Jahren (SD: 13,92), der durchschnittliche ABSI bei 8 (SD: 2,58) Punkten.
Wichtiger Therapiebaustein des Gruppenprogramms ist das gemeinsame Üben des Auftretens in sozialen Situationen und der Umgang mit negativen Reaktionen des sozialen Umfelds auf Narben oder Entstellungen. Außerdem werden die Patienten über mögliche psychische Folgeerkrankungen von Brandverletzungen aufgeklärt und es werden gemeinsam sinnvolle Bewältigungsstrategien erarbeitet.
Mit multivariaten Kovarianzanalysen werden psychische Belastungen (z.B. Posttraumatische Belastung, Depressionen, Angst) und psychosoziale Ressourcen (z.B. Optimismus, Selbstwirksamkeitserwartung) im Verlauf (6 Monatskatamnese) sowie der Gesundheitszustand und die Teilhabe am gesellschaftliche Leben von Gruppenteilnehmern (n=85) mit einer klinischen Kontrollgruppe (n=131), die die Standardbehandlung ohne Gruppenprogramm erhielt, verglichen.
Ergebnisse: Die teilnehmenden Patienten sind sehr zufrieden mit dem Gruppenbehandlungsprogramm: 80% empfinden das Programm als „sehr hilfreich“ oder „hilfreich“ für ihren Anpassungsprozess an die Unfallfolgen. Erste Analysen zeigen, dass sich – unter Kontrolle der unterschiedlichen Verletzungsschwere (ABSI) – die psychische Belastung durch posttraumatische Symptome in der Behandlungsgruppe nach der Gruppenteilnahme signifikant reduziert, während sich in der Kontrollgruppe keine signifikante Veränderung der posttraumatischen Symptomatik zeigt. Dieser Effekt bleibt auch in der 6 Monatskatamnese stabil (Haupteffekt Zeit: F[2]=5,66; p<.01, Interaktionseffekt Zeit*ABS I: F[2]=3.90; p<.05, Interaktionseffekt Zeit*Gruppe: F[2]=3.61; p<.05).
Schlussfolgerung: Die verhaltenstherapeutische Gruppentherapie speziell für Brandverletzte erweist sich als wirksame Intervention zur Reduktion posttraumatischer Symptome. Es ist empfehlenswert, sie als zusätzliches Behandlungsmodul innerhalb eines interdisziplinären Versorgungsmodells dauerhaft zu implementieren, um den Rehabilitationsprozess von brandverletzten Patienten zu fördern.