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27. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2009)

14.01. bis 17.01.2009, Leogang, Österreich

Die Entwicklung eines neuen Musikstils nach schwerer Handverbrennung – Django Reinhardt als Begründer des Gipsy Swing

Meeting Abstract

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  • C. Ottomann - Unfallkrankenhaus Berlin, Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastsicher Chirurgie

DAV 2009. 27. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Leogang, Österreich, 14.-17.01.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dav69

doi: 10.3205/09dav69, urn:nbn:de:0183-09dav693

Veröffentlicht: 19. März 2009

© 2009 Ottomann.
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Gliederung

Text

1928 erlitt Django Reinhardt drittgradige Verbrennungen an beiden Händen beim Brand seines Wohnwagens.

In den folgenden anderthalb Jahren der Rehabilitation entwickelte Django Reinhardt eine völlig neue und höchst virtuose Spieltechnik, bei der er fürs Melodiespiel lediglich Zeige- und Mittelfinger einsetzte. Für Akkorde konnte er in beschränktem Maße auch den Ringfinger und kleinen Finger zu Hilfe nehmen und benutzte ausgiebig den Daumen.

Reinhardts Handicap brachte ihn dazu, das Griffbrett eher horizontal als vertikal zu nutzen. Dieses Prinzip setzt er in der Technik des Sweepings um, bei der Töne auf benachbarten Saiten mit einer einzigen schnellen Bewegung angeschlagen werden. Sweeping ist in der Gitarrenmusik der letzten Jahre gerade wieder sehr modern geworden (im Jazz z.B. bei Frank Gambale).

Daneben hat Django Reinhardt Läufe aus Oktav-Doppelgriffen in den Jazz eingeführt. Dabei werden Tonbewegungen mit dem ganzen linken Arm ausgeführt, insofern ist auch hier Reinhardts Behinderung kein Nachteil. Ein weiteres Markenzeichen Reinhardts ist das Tremolo-Picking, das in einer schnellen Auf- und Abwärtsbewegung der Anschlagshand besteht. Reinhardt setzt diese Technik sowohl bei Akkorden als auch bei Single Notes ein. Letzteres realisiert Reinhardt meist als schnellen chromatischen Lauf, indem er synchron zur Bewegung der rechten Hand mit der linken über das Griffbrett rutscht („Tremolo-Glissando“). Auch dies ist wiederum eine Technik, bei der die Verkrüppelung seiner linken Hand keine Behinderung darstellt.

Reinhardts Gitarrenspiel hat einen großen Wiedererkennungswert, dies liegt an einer Reihe von immer wiederkehrenden Spieltechniken, die besonders in seinen deutlich hervortreten. Diese Techniken sind zum Teil der Behinderung seiner Greifhand geschuldet, hier gelingt es Reinhardt also, aus der Not eine Tugend zu machen.