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27. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2009)

14.01. bis 17.01.2009, Leogang, Österreich

Behandlungskonzept der akuten Salpetersäureverletzung

Meeting Abstract

  • L. Kolios - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • G. Kolios - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • E. Striepling - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • M. Acevedo Birth - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • K.-D. Rudolf - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • E. K. Stürmer - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • K. Dresing - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen
  • K. M. Stürmer - Abteilung Unfallchirurgie, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsmedizin, Georg-August Universität Göttingen

DAV 2009. 27. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Leogang, Österreich, 14.-17.01.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dav07

doi: 10.3205/09dav07, urn:nbn:de:0183-09dav073

Veröffentlicht: 19. März 2009

© 2009 Kolios et al.
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Gliederung

Text

Verletzungen durch Salpetersäure werden überwiegend in der chemischen Industrie beobachtet. In der medizinischen Literatur finden sich dazu wenige Veröffentlichungen. Über Verletzungen von Kindern und Jugendlichen wird nicht berichtet. Anhand eines Schulunfalls mit Salpetersäurefreisetzung wird das Versorgungskonzept dargelegt.

Behandlungskonzept: Die pulmonale Notfalldiagnostik und Therapie stehen im Vordergrund: Überwachung der peripheren Sauerstoffsättigung, Thorax- Röntgenaufnahmen, laborchemische Untersuchungen, O2-Gabe und regelmäßige inhalative Steroidapplikation.

Bei Augenbeschwerden erfolgt eine ausgiebige Spülung und nach augenärztlicher Mitbeurteilung Applikation von panthenolhaltigen Gelen. Hautverätzungen werden intensiv mit steriler isotoner Kochsalzlösung gespült und durch okklusive antiseptische Verbände behandelt. Bei tiefergradiger Verätzung (II b°–III°) erfolgt die Nekrektomie und Spalthauttransplantation.

Ingestionstraumata, renale oder hämatologische Symptomatik sind auszuschliessen.

Ergebnisse: 25 Patienten erlitten gleichzeitig durch Salpetersäurekontamination Inhalations-, Augen- und Hauttraumata. 13 von ihnen im durchschnittlichen Alter von 19,8 Jahren wurden bei uns behandelt. Die bei 9 Patienten bestehende respiratorische Symptomatik konnte innerhalb von Minuten bis 1,4 Tagen aufgehoben werden. Korneale und konjunktivale Reizungen konnten in gleichen Zeitintervallen gelindert werden.

Salpetersäureverätzungen der Haut zeichneten sich durch spezifische Gelbfärbung innerhalb eines Tages aus. Bis auf einen Fall, bei dem eine Spalthauttransplantation notwendig wurde, erfolgte eine stadiengerechte konservative Wundtherapie.

Schlussfolgerung: Eine inhalative Steroidgabe ist auch bei geringer respiratorischer Symptomatik zu empfehlen. Von intravenösen Gaben sollte aufgrund der immunsuppressiven Wirkung abgesehen werden.

Salpetersäureverätzungen zeigen durch die stattfindende Xanthoprotein-Reaktion eine typische Gelbfärbung der kontaminierten Hautschichten, es kommt jedoch nicht zu einer Penetration in tiefer liegendes Gewebe. Als konservative Wundbehandlung sind konventionelle Verfahren den dauerhaft verbleibenden Wundauflagen aufgrund der besseren klinischen Einschätzbarkeit des Heilverlaufs vorzuziehen. Die Hautverätzungen demarkieren sich langsamer, können dann aber entsprechend Verbrennungswunden transplantiert werden.