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Störungen im Knochenstoffwechsel nach Verbrennungsunfall mit schwerwiegenden Folge – auch beim Erwachsenen
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Veröffentlicht: | 30. Juni 2008 |
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Text
Einleitung: Mehrfache osteoporotische Wirbelkörperfrakturen gehen auch beim jungen brandverletzten Erwachsenen mit Wirbelsäulenverkrümmung, verminderter körperlicher Leistungsbereitschaft sowie permanenter, oft schlecht beeinflussbarer Schmerzsymptomatik einher und werden als Ursache eher selten vermutet. Ziel dieses Vortrages ist es, anhand einer Kasuistik dieses Krankheitsbild vor dem Hintergrund von Atiopathogenese, Anamnese, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten darzustellen.
Methode: Beschrieben wird der Fall eines 21-jährigen Schwerbrandverletzten, der uns bei ausgeprägter Narbenbildung, sekundärer Wirbelsäulenverkrümmung, permanenter, belastungsabhängiger paravertebraler Schmerzsymptomatik und altersadjustiert verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit im Rahmen einer Rehabilitationsmaßnahme zugewiesen wurde.
Eine Medline-Recherche der internationalen wissenschaftlichen Literatur von 1966 bis 2005 mit dem Ziel, weitere klinische Fälle zu analysieren und den Pathomechanismus zu belegen, wurde durchgeführt.
Ergebnisse: Mit insgesamt 21 Artikeln und kleinen Fallgruppen wird Knochenstoffwechselstörungen in Folge eines Verbrennungstraumas aus akademischer Sicht offensichtlich nur eine geringe Aufmerksamkeit gewidmet.
Überwiegend werden Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendbereich präsentiert. Verschiedene Erklärungsmodelle existieren. Nachweislich entwickeln Kinder und Jugendliche bereits kurz nach dem thermischen Trauma einen Vit. D-Mangel, der auf eine verminderte Umwandlung von 7-Dehydrocholesterol in das Provitamin D unter UV-Exposition in den betroffenen und angrenzenden Hautpartien sowie einer veränderten UV-Exposition zurückzuführen ist. Es resultieren ein verminderter Knochenumsatz und eine Störung der Calciumhomöostase, deren unmittelbare Folgen Knochendichteminderung und steigende Inzidenz für Frakturen sind. Statistisch bestätigt sind die Abhängigkeit der Veränderungen im Knochenstoffwechsel vom Grad und Umfang der Verletzung, vom Alter der Betroffenen sowie vom Grad und Virulenz der Infektion in den verbrannten Hautarealen.
Für Erwachsene fehlen Berichte über belegte Veränderungen im Knochenstoffwechsel nach Verbrennungstrauma.
Schlussfolgerungen: Von einem nachhaltigen negativen Einfluss einer großflächigen höhergradigen Verbrennung im Adoleszentenalter auf den Knochenstoffwechsel kann ausgegangen werden. Für Kinder und Heranwachsende ist daher eine ausreichende Vit. D-Supplemantation im Sinne der Sekundärprävention frühzeitig gefordert. Bei Erwachsenen wäre in Risikogruppen das Screening mittels Vit. D-Serumkonzentrationsbestimmung zu überdenken. Bei anamnestischen und klinischen Verdachtsmomenten muss unabdingbar der standardisierte Diagnostikalgorithmus abgearbeitet werden. Diskutiert werden muss der Einfluss eines permanenten Vit. D-Mangels auf die Funktions- und Leistungsfähigkeit quergestreifter Muskulatur beim erwachsenen Brandverletzten.
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