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5. Community Health Konferenz

24.11. - 25.11.2022, Bochum

Kommunikationsbarrieren für Menschen mit Deutsch als Zweitsprache: Fachsprachen- und Kulturbarriere

Meeting Abstract

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Hochschule für Gesundheit. 5. Community Health Konferenz. Bochum, 24.-25.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22chk41

doi: 10.3205/22chk41, urn:nbn:de:0183-22chk415

Veröffentlicht: 23. November 2022

© 2022 Ahrens.
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Gliederung

Text

51,5% der Menschen mit ex-sowjetischem oder türkischem Migrationshintergrund geben selbst eine geringe Gesundheitskompetenz an (Berens et al. 2022). Es zeigte sich, dass 60,6% der Menschen mit eigener Migrationserfahrung eine geringe Gesundheitskompetenz angeben (ebd.).

Neben der Sprachbarriere werden Migranten und Migrantinnen, insbesondere kürzlich zugezogene, auch mit anderen Kommunikationsbarrieren konfrontiert. Diese Barrieren sind stark individuell. Auf zwei solcher individuell unterschiedlichen Barrieren wird der Beitrag eingehen: auf die Fachsprachen- und auf die Kulturbarriere.

Die Zielgruppe, die dieser Beitrag thematisiert, sind Deutsch-als-Zweitsprache-Lernende (DaZ-Lernende), die in Deutschland entweder ohne oder mit Sprachkurs Deutsch lernen. Die Fachsprachenbarriere betrifft sie in ähnlichem Maße wie deutsche Muttersprachler: Fachleute, z.B. Ärzte, haben eine eigene Fachsprache, die für Laien schwer zu verstehen ist. Die Fachsprachenbarriere wird nicht nur durch die bekannte Sprachbarriere, sondern auch durch eine mögliche Kulturbarriere verstärkt.

Unter Kultur werden alle Normen, Konventionen und Werte einer Gesamtgesellschaft verstanden (Nord 1997, Vermeer 1990). Die Kulturbarriere (Schubert 2016) betrifft z.B. das Wissen um in einer Kultur geführte Diskurse. Beispielsweise, ob in einem Land offen über schwere Erkrankungen wie Krebs gesprochen wird oder nicht. Sie betrifft aber auch das Textsortenwissen, welches z.B. die Erwartungen darüber steuert, welche Texte beim Arzt ausgegeben werden, welche Informationen diese enthalten und wie sie gestaltet sind. Die Kulturbarriere umfasst auch das Wissen um kulturell geprägte Institutionen und Systeme, wie z.B. Gesundheits- und Rechtssysteme, welche sich global stark voneinander unterscheiden, und die darin enthaltenen Rollenbilder, die z.B. das Verhalten von Ärzten und Patienten steuern. Die Kulturbarriere bedingt den Common Ground (Clark 1996, Rink 2020, Kecskes 2015), also das gemeinsame Wissen zweier Kommunikationspartner: Je größer die Kulturbarriere, also je kleiner das Wissen um eine betreffende Kultur, desto geringer das gemeinsame Wissen.

Beide Barrieren müssen im Zusammenspiel miteinander, aber auch mit anderen Kommunikationsbarrieren wie der Sprach-, Fach- oder Medienbarriere adressiert werden. So werden die Bedarfe der verschiedenen Zielgruppen berücksichtigt und die Kommunikation verbessert.