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Innovationsbarrieren für die Nutzung digitaler Technik in Theorie und Pflegepraxis
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Veröffentlicht: | 23. November 2022 |
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Digitale Assistenzsysteme werden trotz verfügbarer Technologie, gesunkener Kosten, vielversprechender Potenziale und steigender Akzeptanz in ambulanten Pflegekontexten nur vereinzelt eingesetzt. Das Projekt AIDA untersucht die diesem Phänomen zu Grunde liegenden Innovationsbarrieren. Diese werden dabei nicht als Ergebnis isolierter Faktoren verstanden, sondern auf komplexe Konstruktion akteursspezifischer, interdependenter Haltungen und Präferenzen zurückgeführt.
Für dieses Vorhaben werden theoretische Konzeptionen benötigt, um einerseits diese akteursspezifischen Haltungen und Präferenzen zu beobachten, und sie andererseits mit Barrieren in Innovationsprozessen sozialer Organisationen in Verbindung zu bringen. Hierfür kann u.a. das Konzept des multirationalen Managements genutzt werden [1], das unterschiedliche Rationalitäten im Sinne verschiedener Handlungs- und Begründungslogiken beschreibt, die in Pflegeorganisationen aufeinandertreffen. Neben der Pflegeprofession sind dies ökonomische, politische, normativ-ethische Rationalitäten, die im Forschungsfeld digitaler Assistenzsysteme um eine technologische zu erweitern ist.
Diese Topologie beeinflusst grundlegend Entscheidungsprozesse in sozialen Organisationen und somit gerade auch Innovationsprozesse, die aufgrund ihrer Irritation bestehender Routinen und Strukturen eine zusätzliche Komplexität in sich tragen. Deshalb ist neben der Multirationalität auch ein komplexeres Konzept sozialer Innovationsprozesse erforderlich, das über lineare Phasenmodelle wie klassische oder Open-Innovation-Ansätze hinausgeht [2]. In AIDA werden Innovationsprozesse daher auf den Ebenen Resonanz, Diskurs, Integration und Diffusion beleuchtet [3], wobei insbesondere auf der Diskursebene die Bearbeitung der oben beschriebenen Multirationalität erfolgt (oder auch nicht).
Unter anderem mit diesen theoretischen Hintergrundfolien ist es möglich, die komplexen Konstruktionen akteursspezifischer, interdependenter Haltungen und Präferenzen zu untersuchen und ihren Beitrag zu Resonanz-, Diskurs-, Integrations- und Diffusionsbarrieren zu unterscheiden sowie das komplexe Spannungsfeld sozialer Organisationen angemessen zu berücksichtigen. Im Ergebnis führt dies zu einem partizipativen und akteurszentrierten Forschungsdesign, das im Falle von AIDA Pflegekräfte, Pflegepersonen und Pflegeorganisation fokussiert.
Literatur
- 1.
- Schedler K, Rüegg-Stürm J. Multirationales Management. Der erfolgreiche Umgang mit widersprüchlichen Anforderungen an die Organisation. 1. Auflage. Bern: Haupt; 2013.
- 2.
- Chesbrough HW. Open innovation. The new imperative for creating and profiting from technology. Boston: Harvard Business School Press; 2003.
- 3.
- Schöttler R. Die Innovationsparadoxie der Sozialwirtschaft. Rekonstruktion eines multirationalen Innovationsprozesses in einem diakonischen Unternehmen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2017.