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Messung medizinischer Entscheidungskompetenz mit Hilfe des e-Assessments: Entwicklung des TEmE
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Veröffentlicht: | 4. April 2011 |
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Fragestellung: Die kognitiven Prozesse des „Klinisches Denkens“ und der diagnostischen Entscheidungsfindung sowie Unterrichtsformate zur Förderung dieser Kompetenz werden in der medizinischen Ausbildungsforschung umfassend behandelt. Wesentliche Unterschiede zwischen Experten und Novizen finden sich dabei in der zeitlichen Dimension.
Um eine gezielte Förderung dieser Kompetenz zu ermöglichen, bedarf es eines Instruments zur Messung ihrer Ausprägung. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung eines Tests der medizinischen Entscheidungskompetenz für den Einsatz in der studentischen Ausbildung.
Methoden: Anhand einer umfassenden Literaturrecherche wurden bestehende Prüfungsverfahren der Entscheidungskompetenz ermittelt und bewertet. In einem mehrstufigen Konsensusverfahren wurden mittels modifizierter nominaler Gruppentechnik zunächst die angestrebten Merkmale des zu entwickelnden Tests und eine Wissensdomäne zur Testpilotierung identifiziert und charakterisiert. In einem zweiten Schritt wurde daraus das Testdesign entwickelt und im dritten Schritt Testfälle konstruiert. Abschließend wurde der so entwickelte Test in einem Pretesting an Studierenden und Experten auf seine Durchführbarkeit hin untersucht.
Ergebnisse: Kein identifizierter Test des klinischen Denkens erfasst zeitliche Merkmale der Entscheidungsfindung. Um neben inhaltlich-fachlichen, organisatorischen und anderen Dimensionen des klinischen Denkens die zeitliche Dimesion mit erfassen zu können, haben wir uns für die Entwicklung eines PC-basierten Prüfungsverfahrens entschieden, das etablierte Software der (neuro-)psychologischen Testung nutzt. Als Wissensdomäne der Testpilotierung wurde Luftnot gewählt, die in einer großen Bandbreite zeitlicher Abfolge entstehen und verlaufen kann. Zur Abbildung dieser Variabilität wurden sechs Fälle, drei davon akut, drei subakut entwickelt.
Der Test wurde als dreistufiges Verfahren entwickelt: Im 1. Schritt wurde Studierenden anhand einer Fallvignette und eines Patientenvideos einen Patient mit Luftnot vorgestellt. Die Studierenden sollten aus 36 möglichen diagnostischen Maßnahmen im 2. Schritt in beliebiger Reihenfolge alle von ihnen für notwendig erachteten Maßnahmen auswählen, um eine Diagnose zu stellen und erhielten eine multimediale Darstellung der so erhobenen Befunde. Mit Stellen der Diagnose wurden die Studierenden im 3. Schritt um Anordnung einer Therapie gebeten. Aufgezeichnet wurden alle gewählten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sowie deren zeitliche Latenzen.
Der Test ist als normreferenziertes Verfahren entwickelt, dass das Verhalten Studierender dem von Experten gegenüberstellt und kein a priori richtiges Verhalten zum Prüfungsziel hat.
Schlussfolgerung: Mit dem hier entwickelten Test zur Entwicklung der medizinischen Entscheidungskompetenz Studierender (TEmE) steht ein Werkzeug des e-Assessment zur Verfügung, dass wesentliche Merkmale klinischen Denkens misst und anhand von sechs Fällen aus der Domäne Luftnot pilotiert werden kann.