gms | German Medical Science

Bad Honnef-Symposium 2016

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

21. - 22.03.2016, Bonn

Initialtherapie bei Knochen- und Gelenkinfektionen

Meeting Abstract

  • Matthias Gerhard Vossen - Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
  • Christian Eckmann - Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Klinikum Peine, Peine, Deutschland
  • Rainer Gattringer - Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin, Elisabethinen Linz, Linz, Österreich
  • Matthias Militz - Unfallchirurgie/Septische Chirurgie, BG-Unfallklinik, Murnau, Deutschland
  • Andrej Trampuz - Charité Centrum Orthopädie und Unfallchirurgie CC 9, Charité, Berlin, Deutschland
  • Florian Thalhammer - Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich

Bad Honnef-Symposium 2016. Bonn, 21.-22.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16bhs13

doi: 10.3205/16bhs13, urn:nbn:de:0183-16bhs133

Veröffentlicht: 16. März 2016

© 2016 Vossen et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Entscheidend für den Verlauf und die Prognose von Knochen- und Gelenkinfektionen sind frühe Diagnose und eine adäquate Therapie. Diese besteht in einem ausgiebigen chirurgischen Débridement bzw. der Synovektomie bei Gelenken, der Stabilisierung einer Fraktur und der Versorgung der Haut-Weichgewebe-Defekte. Eine Antibiotika-Behandlung ist indiziert (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]). Klassischerweise empfiehlt sich eine initiale hochdosierte parenterale Therapie. Eine Sequenztherapie ist möglich, wenn mit der oralen Medikation adäquate Wirkspiegel sichergestellt werden können. Die Studienlage erlaubt jedoch bei chronischen Osteomyelitiden auch bereits initial eine hochdosierte orale Therapie mit Clindamycin oder Trimethoprim/Sulfmethoxazol durchzuführen [1].

Die kalkulierte Therapie der Osteomyelitis wird, je nach zu erwartendem Erreger und lokaler Resistenzlage, mit einem Cephalosporin der Gruppe 1, 2 oder 3 in Kombination mit Clindamycin oder einem Aminopenicillin/BLI begonnen. Bei Enterobakterien mit Resistenzmechanismen wie z. B. ESBL oder AmpC muss sogar ein Cephalosporin der 4. Generation oder ein Carbapenem in Betracht gezogen werden. Gerade in den ersten zwei Wochen der Therapie kann auch die zusätzliche Verwendung von Fosfomycin gewinnbringend sein. Alternativ zu den Beta-laktamen können Moxifloxacin als Monotherapie oder ein Fluorchinolon der Gruppe 2 oder 3 in Kombination mit Clindamycin eingesetzt werden. Auch Fusidinsäure stellt aufgrund seiner hohen Penetration in den Knochen einen guten Kombinationspartner in der Behandlung der S. aureus Osteomyelitis dar.

Bei der posttraumatischen oder postoperativen Osteomyelitis ist S. aureus ebenfalls in vielen Fällen der auslösende Erreger. Häufig liegen jedoch auch Mischinfektionen mit Streptokokken, Enterobacteriaceae und Anaerobiern vor. Zur antimikrobiellen Therapie nach chirurgischer Versorgung werden ein Aminopenicillin/BLI, ein Cephalosporin der Gruppe 2 und Clindamycin empfohlen. Bei hohem Risiko für multiresistente Staphylokokken kann Daptomycin, Linezolid, Teicoplanin, Dalbavancin oder ein hochdosiertes Cephalosporin der 5. Generation eingesetzt werden. Für letztere gibt es jedoch bislang wenig Erfahrungen, insbesondere stellt sich die Frage nach einer möglichen Resistenzentwicklung aufgrund der notwendigen langen Therapiedauer [2], [3]. Die Verwendung von Vancomycin kann aufgrund der geringen Knochenpenetration bei gleichzeitig aufgrund der Nephrotoxizität limitierten maximalen Serumspiegeln nicht empfohlen werden.

Doxycyclin und Tigecyclin weisen eine sehr unterschiedliche Penetration je nach Knochenlokalisation auf und sollten daher nur in speziellen Fällen eingesetzt werden. Die Möglichkeiten und möglicherweise bestehenden Vorteile einer ambulanten parenteralen antimikrobiellen Therapie sollten mit dem Patienten besprochen werden.


Literatur

1.
Spellberg B, Lipsky BA. Systemic Antibiotic Therapy for Chronic Osteomyelitis in Adults. Clin Infect Dis. 2012;54:393-407. DOI: 10.1093/cid/cir842 Externer Link
2.
Moenster RP, Linneman TW, Call WB, Kay CL, McEvoy TA, Sanders JL. The potential role of newer gram-positive antibiotics in the setting of osteomyelitis of adults. J Clin Pharm Ther. 2013;38:89-96.
3.
Sanchez EH, Mendes RE, Sader HS, Allison GM. In vivo emergence of ceftaroline resistance during therapy for MRSA vertebral osteomyelitis. J Antimicrob Chemother. 2016 Feb 9. pii: dkw001. [Epub ahead of print]