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Bad Honnef-Symposium 2014

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM e. V.) und dem Robert Koch-Institut (RKI)

14. - 15.04.2014, Königswinter

Der Leipziger KPC-Ausbruch – was man aus den Fehlern lernen kann

Meeting Abstract

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  • author Christoph Lübbert - Fachbereich Infektions- und Tropenmedizin, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland
  • Arne C. Rodloff - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland

Bad Honnef-Symposium 2014. Königswinter, 14.-15.04.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14bhs14

doi: 10.3205/14bhs14, urn:nbn:de:0183-14bhs142

Veröffentlicht: 11. April 2014

© 2014 Lübbert et al.
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Gliederung

Text

Multiresistente Erreger (MRE) stellen vor allem im Krankenhausbereich ein weltweit wachsendes Problem dar. In den vergangenen Jahren sind Ausbrüche durch multiresistente gramnegative Erreger, insbesondere Klebsiella pneumoniae (KP) und Acinetobacter baumannii, in den Vordergrund getreten, bei denen vor allem abwehrgeschwächte Patienten auf der Intensivstation betroffen waren. Die globale Ausbreitung von Erregerstämmen mit Carbapenem-Resistenz beschränkt die Anwendung von Antibiotika im Wesentlichen auf Tigecyclin, Colistin und Aminoglykoside. Ausbrüche durch KP-Stämme mit Bildung von Klebsiella pneumoniae Carbapenemase (KPC) stellen Krankenhäuser vor enorme Probleme, da ein hohes Transmissionspotential zu berücksichtigen ist, ein Versagen von Standardhygienemaßnahmen sowie von etablierten Therapiestrategien in Betracht zu ziehen ist und Infektionsketten oftmals unklar bleiben. Dies wird im Vortrag beispielhaft anhand der Auswertung eines Ausbruchsgeschehens im Universitätsklinikum Leipzig herausgearbeitet, wo sich von Juli 2010 bis April 2013 der bislang größte in Deutschland bekannt gewordene KPC-Ausbruch ereignete, bei dem insgesamt 103 Patienten von Kolonisationen bzw. Infektionen mit einem KPC-2-produzierenden Klebsiella pneumoniae-Stamm (KPC-2-KP) betroffen waren. Neben der Erläuterung von Maßnahmenbündeln zur erfolgreichen Ausbruchsbewältigung werden dabei die Wirksamkeit selektiver Darmdekontamination (SDD) hinsichtlich der intestinalen Dekolonisation von KPC-2-KP, die Besonderheiten von Patienten mit KPC-2-KP-Langzeitträger-Status sowie Effekte des KPC-2-KP-Ausbruchstammes auf das klinische Outcome besonders vulnerabler Patientengruppen wie z.B. Lebertransplantierte, charakterisiert. Die Leipziger Erfahrungen zeigen, dass ein systematisches Screening-Programm nicht nur integraler Bestandteil eines Konzeptes zur KPC-Ausbruchsbewältigung, sondern auch unabdingbares Werkzeug zur Erkennung von Neueinträgen in das Klinikum ist. Analog zum bereits breit etablierten MRSA-Screening wird daher auch übergeordnet ein systematisches Screening auf Carbapenem-resistente Enterobakterien (CRE) erforderlich sein, gerade bei Aufnahme auf eine Intensivstation, um Risikopopulationen hospitalisierter Patienten effektiv vor CRE-Transmissionen schützen zu können. Grundlegende Verbesserungen hinsichtlich der globalen Ausbreitung von MRE werden sich nur durch grundlegende Umgestaltungen in Umwelt, Landwirtschaft, Tierzucht und Gesundheitswesen mit sparsamer und möglichst gezielter Anwendung von Antibiotika erzielen lassen.

Schlüsselwörter: Nosokomiale Infektionen, Ausbruch, Klebsiella pneumoniae carbapenemase (KPC), Carbapenem-resistente Enterobakterien (CRE), Infektionskontrollmaßnahmen, Antibiotika