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Aktuelle Resistenzsituation im Veterinärbereich. E. coli als Schnittstelle zwischen Mensch und Tier
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Veröffentlicht: | 11. April 2014 |
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Antibiotika sind ein wichtiges Werkzeug zur Therapie von bakteriellen Infektionskrankheiten bei Tieren. Sie dienen sowohl dem Verbraucher- als auch dem Tierschutz, stellen jedoch keinen Ersatz für suboptimale Haltungsbedingungen und mangelnde Hygiene dar. Vielmehr muss auf den gerechtfertigten Einsatz gemäß den geltenden Antibiotika-Leitlinien geachtet werden.
Zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes sind eine Erfassung der aktuellen Resistenzsituation, deren Veränderungen und die frühzeitige Aufdeckung neuer Resistenzen in Form eines nationalen Systems notwendig. Diese dienen dazu, epidemiologische Zusammenhänge über den aktuellen Stand, die Entwicklung und die Ausbreitung bakterieller Resistenzen abzuleiten. Es können so eventuelle regionale Resistenzunterschiede erkannt und aktuelle Empfehlungen für eine „kalkulierte“ Therapie gegeben werden. Aus dieser Notwendigkeit heraus wird im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) seit dem Jahr 2001 eine jährliche Multicenterstudie mit Bakterienisolaten von erkrankten Tieren (Lebensmittel liefernde und Nicht-Lebensmittel liefernde) durchgeführt.
Die Spezies Escherichia coli ist eine der Bakterienspezies, die als Bindeglied zwischen Human- und Veterinärbereich gilt. Hier können Resistenzgene u. a. mittels horizontalen Gentransfers übertragen werden, so dass diese auch auf die kommensale Begleitflora übertragen werden können. Aus diesem Grund werden bei E. coli Resistenzdaten von unterschiedlichen Tierarten bei mehreren Indikationen erhoben.
Beim Rind reichten die Resistenzraten von niedrigen Raten bei der Indikation „Mastitis“ (max. 14%) bis hin zu sehr hohen, wie sie beim Kalb mit der Indikation „Enteritis“ zu finden waren. Dies bedeutet Resistenzraten bis zu 70% für Aminopenicilline und Tetracycline, die bereits über mehrere Jahre hinweg stabil sind. Die ESBL-Raten liegen derzeit bei ca. 20%.
Für die Tierart Schwein stellt sich die Lage etwas günstiger dar. Die MHK90-Werte der neueren Cephalosporine zeigten im Verlauf über mehrere Jahre eine günstigere Empfindlichkeitslage als diejenigen vom Kalb; für Fluorchinolone zeigte sich eine ansteigende Tendenz der MHK90-Werte (derzeit bei 8 mg/L). Für Aminopenicilline, Tetracycline und potenzierte Sulfonamide liegen die Raten deutlich über 50%, insgesamt gesehen jedoch unter denjenigen des Kalbes.
Im Geflügelbereich sehen wir Resistenzunterschiede abhängig von der Tierart und Nutzungsrichtung: Bei Puten kann mit höheren Resistenzraten gerechnet werden als beim Masthahn, insbesondere bei den Aminopenicillinen und den Tetracyclinen. Die Isolate von der Legehenne wiederum lagen deutlich mit ihren Resistenzraten unter denjenigen von Masthahn und Pute.
Beim Heimtier (Hund und Katze) zeigten sich bei Bakterienisolaten des Urogenitaltraktes höhere Resistenzraten als bei Isolaten des Gastrointestinaltraktes, dies betrifft insbesondere die Wirkstoffe Ampicillin, Tetracyclin und z.T. auch Enrofloxacin.
Aufgrund dieser soliden wissenschaftlichen Datenbasis wird es möglich, die Resistenzlage im veterinärmedizinischen Bereich zu bewerten und in Bezug zur Einschätzung des Risikos für die Humanmedizin zu setzen.