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Veterinärmedizin – Antibiotika-Abgabemengen in Deutschland und im europäischen Vergleich
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Veröffentlicht: | 11. April 2014 |
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Um nachhaltig wirksame Maßnahmen gegen die Entstehung und Verbreitung resistenter Bakterien zu ergreifen, sind Daten zur Resistenzlage relevanter Bakterien und über den quantitativen Verbrauch von Antibiotika notwendig. Die Abgabemengenerfassung in Deutschland basiert seit 2011 auf der gesetzlichen Meldeverpflichtung für pharmazeutische Unternehmer und Großhändler [1], [2], wodurch die Daten repräsentativ und deutschlandweit erhoben werden. Die Daten werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sowohl national aufbereitet als auch zum Europäischen Vergleich im Rahmen des Projektes „European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption“ (ESVAC) an die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gemeldet [3].
Im Jahr 2011 wurden 1.706 t antimikrobieller Grundsubstanzen an Tierärzte mit einer „Hausapotheke“ in Deutschland abgegeben, 2012 verringerte sich die Menge auf 1.619 t (Tabelle 1 [Tab. 1]). In beiden Jahren dominierten Tetrazykline und Penicilline mit ca. 2/3 an der Gesamtmenge. Fast die Hälfte der Gesamtwirkstoffmenge wurde an Tierärzte im nördlichen Nordrhein-Westfalen und westlichen Niedersachsen geliefert.
Im Europäischen Vergleich wurden für Deutschland 1.826 t, Spanien 1.780 t und Italien 1.672 t gelistet (Wirkstoffangaben erfolgten entweder für das Salz oder die Grundsubstanz). Alle übrigen Mitgliedsstaaten meldeten Mengen von unter 1.000 t. Diese Mengenangaben beruhen nicht immer auf einer gesetzlichen Meldeverpflichtung in den Mitgliedsstaaten. Um eine Vergleichbarkeit der Daten in Europa zu erzielen, wurden die Antibiotikaabgabemengen in Relation zur Tierpopulation gesetzt. Hierzu wurde ein Faktor eingeführt [Population Correction Factor (PCU)], der sich aus der Anzahl der für das jeweilige Land gemeldeten Tiere [4] und dem angenommenen Gewicht der Tiere zum Behandlungszeitpunkt berechnet (Tabelle 2 [Tab. 2]). Bei der daraus resultierenden Kalkulation ergibt sich für Deutschland der Wert 212 mg/PCU [antimikrobiell wirksame Substanz (mg)/PCU], wobei höhere Werte für Zypern, Italien und Spanien berechnet wurden. Sehr niedrige Werte wurden u.a. für Norwegen, Schweden bestimmt. Frankreich hat für 2011 einen Wert von 117 mg/PCU, die Niederlande von 114 mg/PCU und Dänemark von 43 mg/PCU (Tabelle 3 [Tab. 3]).
Da die meisten antimikrobiellen Tierarzneimittel zum Einsatz bei mehreren Tierarten zugelassen sind, können aus den vorliegenden Daten keine Rückschlüsse auf den möglichen Einsatz der Antibiotika bei bestimmten Tierarten gezogen werden. Daher erweist sich die Antibiotika-Abgabemengenerfassung nicht als ein geeignetes Instrument, um Zusammenhänge zur jeweiligen Resistenzlage wissenschaftlich fundiert zu erkennen.
Literatur
- 1.
- Arzneimittelgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 12. Dezember 2005 (BGBI. I S. 3394), das durch Artikel 2 G v. der Verordnung vom 19. Oktober 2012 geändert worden ist (BGBl. I S. 2192).
- 2.
- Verordnung über das datenbankgestützte Informationssystem über Arzneimittel des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI-Arzneimittelverordnung - DIMDI-AMV) vom 19. November 2010, eBAnz AT122 2010 B1, 22.11.2010.
- 3.
- European Medicines Agency. European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption (ESVAC). Sales of veterinary antimicrobial agents in 25 EU/EEA countries in 2011. Third ESVAC report. London: EMA; 2013. EMA/236501/2013. Available from: http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/regulation/document_listing/document_listing_000302.jsp&mid=WC0b01ac0580153a00
- 4.
- EUROSTAT. Available from: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/statistics/themes