Artikel
Extended-Spektrum β-Laktamasen (ESBL) in Escherichia coli aus Krankenhäusern, ambulantem Bereich und Allgemeinbevölkerung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 18. April 2013 |
---|
Gliederung
Text
Die zunehmende 3-fach-Multiresistenz bei Enterobakterien, d.h. Resistenz gegen Penicilline, 3. Generation Cephalosporine und Fluorochinolone (3MRGN, KRINKO-Definition), stellt ein wachsendes Problem für unser Gesundheitssystem dar. Die häufigste Ursache der Resistenz gegenüber 3. Generation Cephalosporinen ist die Bildung von Extended-Spektrum ß-Laktamasen (ESBL), deren Gene sehr leicht zwischen den verschiedenen enterobakteriellen Spezies übertragbar sind.
Als Teil des interdisziplinären, BMBF-geförderten Forschungsprojektes „RESET“ (http://www.reset-verbund.de/) wurden im Robert Koch-Institut (RKI) in drei Studien 528 ESBL-bildende Escherichia coli Isolate aus dem klinischen Bereich (Krankenhaus, Ambulanz) sowie von gesunden Probanden (Normalbevölkerung) molekular charakterisiert. Zunächst wurden im Rahmen einer Fall Kontroll-Studie im Zeitraum 2011–2012 der Charité-Klinik 85 Isolate ambulant erworbener E. coli mit ESBL-Phänotyp (Resistenz gegen Cefotaxim und/oder Ceftazidim + Hemmbarkeit durch Clavulansäure) gesammelt. In einer Laborstudie im gleichen Zeitraum wurden dem RKI 228 ESBL-positive E. coli (124 nosokomiale E. coli sowie 104 E. coli-Isolate aus Ambulanzen und Arztpraxen) aus insgesamt 24 Laboren des landesweiten Laborverbundes Limbach gesendet. Außerdem wurde vom Landesamt Bayern (LGL) ein ESBL-Screening von 3.415 gesunden Personen aus der Allgemeinbevölkerung durchgeführt. Alle E. coli Isolate mit ESBL-Phänotyp wurden auf weitere antimikrobielle Resistenzen getestet und das Vorhandensein von β-Laktamase-Genen wurde mittels PCR und Sequenzierung analysiert.
Die Ergebnisse der Untersuchung der 85 ESBL-E. coli aus der Fall-Kontroll-Studie der Charité bestätigten das Vorherrschen von ESBL der CTX-M-Familie mit CTX-M-1 (44%) und CTX-M-15 (28%) als häufigste Varianten. Die Untersuchung der landesweit gesammelten ESBL-E. coli aus Krankenhäusern und Ambulanzen des Limbach-Laborverbundes zeigte, dass auch hier CTX-M-15 (ambulant 52%, nosokomial 50%) sowie CTX-M-1 (ambulant 25%, nosokomial 32%) die häufigsten ESBL-Genotypen waren. Das ESBL-Screening des LGL Bayern an gesunden Personen aus der Allgemeinbevölkerung ergab eine Kolonisierungsrate mit ESBL-E. coli von 6,3%. Die Varianten CTX-M-15 (53%) und CTX-M-1 (32%) waren auch hier die vorherrschenden ESBL-Typen.
Die Daten aller drei Studien zeigen, dass bestimmte ESBL-Varianten (CTX-M-15 und CTX-M-1) bei E. coli sehr häufig sind. Ob diese ESBL-Varianten und die sie bildenden E. coli Stämme auch bei Tieren und Nahrungsmitteln eine dominante Rolle spielen, wird derzeit im RESET-Projekt intensiv untersucht. Die beträchtliche ESBL-Kolonisationsrate, die bei gesunden Probanden ermittelt wurde, weist darauf hin, dass ESBL-bildende Keime aus der Bevölkerung unbemerkt ins Krankenhaus gelangen können. Schnelles Erkennen und sofortige Umsetzung der empfohlenen Hygienemaßnahmen sind daher unerlässlich, um die Weiterverbreitung resistenter Erreger zu verhindern.