Artikel
Digitale 3D-Mikroskopie in der Netzhautchirurgie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 16. Januar 2023 |
---|
Gliederung
Text
Eine der kontroversesten Diskussionen in der Netzhautchirurgie wird derzeit über den Stellenwert der digitalen 3D-Chirurgie geführt. Dies umfasst zum einen die 3D-Heads-up Visualisierung, zum anderen die intraoperativen OCT (iOCT). Hintergrund ist der Wunsch, den 2-dimensionalen Fundusblick des Operateurs mit der geschichteten Tiefeninformation der OCT und weiteren digitalen Filtern zu kombinieren, um eine Art 4-dimensionale „Augmented Reality“ (3D plus Veränderung über die Zeit) zu erreichen. Dies soll feine Strukturen, die dem Blick des Operateurs bisher verborgen sind, sichtbar machen. Zusätzliche Vorteile der digitalen Mikroskopie liegen insbesondere im digitalen „Enhancement“ (geringere Leuchtstärke nötig), dem digitalen „Staining“ durch Spektralfilter (Membran-Visualisierung ohne Vitalfarbstoffe) und den besseren Möglichkeiten beim Teaching. Deshalb erscheint die Netzhautchirurgie prädestiniert für den Einsatz einer digitalen Mikroskopie zu sein. So faszinierend die 3D-Mikroskopie und die iOCT-Technologie auf den ersten Blick sind, so enttäuschen sie doch im klinischen Alltag, gerade in der Makulachirurgie. Sie liefern nur selten Informationen, die mit der klassischen Visualisierung nicht erzielbar wären oder durch präoperative Diagnostik nicht in wesentlich besserer Qualität vorlägen. Hoffnungsvoll sind einige Sonderindikationen, die insbesondere die subretinale Chirurgie betreffen. Nötig ist der konsequente Schritt zur echten digitalen Mikroskopie, die das 3D-Fundusbild mit digitalen Filtern aufwertet und mit der Tiefeninformation von OCT-Schichtaufnahmen zu einer dynamischen 4D „Augmented Reality“-Darstellung mit Echtzeit-Feedback verschmilzt. Erst damit gelänge z.B. eine echte Membranchirurgie ohne Vitalfarbstoffe.