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Visuelle Struktur-Funktions-Beziehungen nach Retrobulbärneuritis bei Neuromyelitis-optica-Spektrumerkrankung, MOG-Antikörper-assoziierter Erkrankung und Multipler Sklerose
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Veröffentlicht: | 16. Januar 2023 |
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Hintergrund: Die Retrobulbärneuritis (ON) führt im Rahmen von Neuromyelitis optica-Spektrumerkrankungen (NMOSD) regelmäßig zu stärkerem Sehverlust als bei Multipler Sklerose (MS) und Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein-Antikörper-assoziierter Erkrankung (MOGAD). Hier untersuchen wir den ON-bedingten Sehverlust bei NMOSD im Vergleich zu MS und MOGAD, um die neuroaxonalen und retinalen Faktoren zu identifizieren, die zur visuellen Dysfunktion beitragen.
Methoden: In diese Studie wurden Personen mit Aquaporin-4-Antikörper-seropositiver NMOSD (n=28), MOGAD (n=14), MS (n=29) und Kontrollen (n=14) eingeschlossen. Wir untersuchten die Schädigung des Sehnervs und die Morphometrie der Fovea mittels optischer Kohärenztomographie. Die Sehfunktion wurde als Hochkontrastvisus (HCVA) und Niedrigkontrastsehschärfe (LCVA) sowie die Mean Deviation der Gesichtsfelder (MD) bewertet.
Ergebnisse: Bei allen Erkrankungen war eine geringere Sehfunktion mit einer dünneren peripapillären retinalen Nervenfaserschicht (pRNFL) und der Ganglienzell- und inneren plexiformen Schicht (GCIP) assoziiert. Dabei folgte die Assoziation einem „Broken-Stick-Modell“, wobei der Grenzwert für pRNFL und GCIP bei ca. 60 µm lag. Der HCVA-Verlust pro µm pRNFL- und GCIP-Verdünnung war bei NMOSD im Vergleich zu MOGAD stärker. Ein niedrigeres Volumen der Fovea, in der die Dichte der Müller-Glia besonders hoch ist, trug nur bei den NMOSD-Augen zu eingeschränkter MD und LCVA bei.
Schlussfolgerung: Die visuelle Dysfunktion bei NMOSD ist mit neuroaxonalen Schäden verbunden, die über die bei MS und MOGAD beobachteten Effekte hinausgehen. Eine primäre Retinopathie bzw. Müllerzell-Pathologie könnte zu diesem Effekt beitragen. Die retinale optische Kohärenztomographie und funktionelle visuelle Outcomes eignen sich, um den neuroaxonalen und funktionellen Schaden in den drei untersuchten Erkrankungen zu untersuchen, und kommen daher auch in aktuellen Therapiestudien zum Einsatz.