Artikel
Klinische Relevanz der Tamsulosin-Therapie für die Katarakt-Operation
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 10. Januar 2022 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Der selektive Alpha-Adrenorezeptoren-Blocker Tamsulosin zur Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie ist bekannt für eine Änderung der Pupillen- und Iris-Motilität und stellt damit herausfordernde Verhältnisse während einer Katarakt-Operation dar. Uns interessierten die klinische Relevanz und das mögliche Risiko für den entsprechenden Patienten bei einer Katarakt-Operation durch eine erfahrene Operateurin.
Methode: In unsere retrospektive Vergleichs-Studie wurden jeweils 111 Augen nach Katarakt-Operation von Patienten mit und ohne Tamsulosin-Therapie eingeschlossen. Wir werteten die folgenden Parameter aus: Ultraschall-Energie, Gesamt-Operationsdauer und Rate der intraoperativen Komplikationen.
Ergebnisse: Die durchschnittliche Ultraschallenergie lag bei 9,07mJ (+5,17) (Tamsulosin-Gruppe) und bei 7,51mJ (+6,28) in der Kontroll-Gruppe. Die durchschnittliche Operationsdauer betrug 16,47 Min. bzw. 11,18 Min. Unter Tamsulosin zeigten 37 Augen (33,33%) eine ‚Floppy Iris’, 58 Augen (52,25%) eine enge Pupille. In der Tamsulosin-Gruppe trat eine IOL-Luxation (0,9%) auf, ein Irisprolaps bei 7 Augen (6,21%) und eine hintere Kapselruptur bei 2 Augen (1,8%). In der Kontrollgruppe kam es zu keiner Komplikation.
Schlussfolgerung: Bei unseren Patienten mit Tamsulosin-Therapie zeigten sich eine verlängerte Operationsdauer, eine vermehrte Ultraschall-Energieabgabe sowie eine deutlich erhöhte Komplikationsrate im Vergleich zu Patienten ohne Tamsulosin. Wir empfehlen daher eine augenärztliche Vorstellung zur Abklärung einer möglichen Katarakt-Operations-Bedürftigkeit vor der Ordination von Tamsulosin.