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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2019

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

06.12. - 07.12.2019, Berlin

Charakterisierung okulärer Nebenwirkungen moderner Therapien bei Patienten mit benignen oder malignen Neoplasien

Meeting Abstract

  • Anne Rübsam - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum; Berlin – Berlin Institute of Health (BIH)
  • M. Pahlitzsch - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • T. Dietrich-Ntoukas - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • A.M. Joussen - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum; Berlin – Berlin Institute of Health (BIH)
  • U. Pleyer - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2019. Berlin, 06.-07.12.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc19bbag17

doi: 10.3205/19bbag17, urn:nbn:de:0183-19bbag171

Veröffentlicht: 5. Februar 2020

© 2020 Rübsam et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Immuncheckpoint Inhibitoren Ipilumab und Nivolumab sind zur Behandlung metastasierter maligner Melanomen zugelassen. Sie blockieren die Inhibierung zytotoxischer T-Zellen durch Tumorzellen, wodurch eine Immunantwort des Organismus gegen die Tumorzellen induziert wird. Der Tyrosinkinaseinhibitor Nilotinib ist für die chronisch myeloische Leukämie (CML) zugelassen. Durch die aktivierte Immunantwort können allerdings autoimmun bedingte Nebenwirkungen hervorgerufen werden. Okuläre Nebenwirkungen sind mit 1% selten, können jedoch eine Indikation zum Therapieabbruch darstellen. Wir präsentieren daher den klinischen Verlauf von Patienten, welche in der Augenklinik der Charité aufgrund Nebenwirkungen dieser modernen Tumortherapien vorstellig wurden.

Methoden: In dieser Fallserie werden 5 Patienten mit neu aufgetretenen okulären Krankheitserscheinungen, welche im Rahmen einer Tumortherapie auftraten, vorgestellt.

Ergebnisse: Die 5 Patienten (4 Männer; mittleres Alter 68 Jahre) litten an einem metastasierten Melanom (n = 4) oder einer CML (n = 1) welche mit einer Kombinationstherapie (Ipilimumab/ Nivolumab, n = 2) oder Nivolumab (n = 2) oder Nilotinib Monotherapie (n = 1) behandelt wurde. Die mittlere Therapiedauer bis zum Auftreten okulärer Symptome betrug 7.8 Monate. Drei Patienten wurden mit einer Uveitis anterior vorstellig, 4 Patienten zeigten Symptome des trockenen Auges mit Blepharitis und Konjunktivitis, ein Patient eine Pigmentepithelabhebung. Zwei Patienten entwickelten im Verlauf ein steriles Hornhautulkus. Unter Therapie mit lokalen Steroiden zeigten alle Uveitis Patienten eine komplette Remission. Symptome des trockenen Auges waren unter Lokaltherapie mit Tränenersatzmitteln, lokalen Steroiden und/oder Cyclosporin A Augentropfen nach 3-6 Wochen in partieller Remission. Die Pigmentepithelabhebung zeigte sich nach Ozurdex Implantation rückläufig. Ein Patient mit perforierten Hornhautulkus benötigte mehrfache Operationen. Die Tumortherapie wurde daraufhin reduziert, bei allen anderen Patienten unverändert fortgeführt.

Schlussfolgerung: Okuläre Nebenwirkungen der modernen Antitumortherapien sind selten und treten häufig verzögert mehrere Monate nach Therapiebeginn auf. Dabei zeigt sich ein breites Spektrum variabler Schwere von Erkrankungen des anterioren und posterioren Augensegmentes. Bei den meisten Patienten lassen sich die ophthalmologischen Symptome mittels Lokaltherapie unter Fortführung der lebensverlängernden Tumortherapie kontrollieren.