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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2016

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

02.12. - 03.12.16, Berlin

Genotypisierung bei exsudativer AMD – auf dem Weg zur personalisierten Medizin?

Meeting Abstract

  • Catharina Busch - Berlin - Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • S. Jacob - Berlin - Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • Y. Lin - Jena - Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie
  • D. Pilger - Berlin - Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • P. F. Zipfel - Jena - Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie
  • O. Strauss - Berlin - Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum
  • C. Skerka - Jena - Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie
  • A. M. Joussen - Berlin - Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2016. Berlin, 02.-03.12.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16bbag52

doi: 10.3205/16bbag52, urn:nbn:de:0183-16bbag525

Veröffentlicht: 2. Dezember 2016

© 2016 Busch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die intravitreale anti-VEGF Therapie stellt seit vielen Jahren die Therapie der Wahl der exsudativen AMD dar. Handlungsspielraum im Rahmen der intravitrealen Therapie beschränken sich zurzeit auf die Auswahl zwischen verschiedenen applizierbaren anti-VEGF Substanzen (Bevacizumab, Ranibizumab, Aflibercept) sowie auf Applikations- und Follow-Up-Schemata (PRN-Regimen, Treat and Extend, fixes Applikationsschema). Eine Personalisierung, d.h. eine Anpassung der Therapie auf das individuelle Risiko des Patienten, wie es bereits in vielen anderen Fachbereichen erfolgt, spielt bei der Behandlung der AMD bisher noch keine Rolle. Polymorphismen im Complement Faktor H (CFH)- und Age-related Maculopathy Susceptibilty 2 (ARMS2)- Gen korrelieren signifikant mit einem erhöhtem AMD-Erkrankungsrisiko. Ob diese Polymorphismen im CFH- und ARMS2-Gen mit einem veränderten funktionellen und phänotypischen Ansprechen auf die intravitreale anti-VEGF Therapie einhergeht, ist bisher nur unzureichend untersucht. Bisher durchgeführte Studien beschränken sich häufig auf den Zeitpunkt der Erstvorstellung oder auf exsudative Veränderung im Allgemeinen ohne weitere Differenzierung. Wir bestimmten daher den CFH- und ARMS2-Genstatus in Patienten mit neu diagnostizierter exsudativer AMD und analysierten eine mögliche Genotyp-Phänotyp-Korrelation zu verschiedenen Zeitpunkten der intravitrealen Therapie.

Methoden: Genotypisierung von CFH und ARMS2 in 67 Patienten mit neu diagnostizierter AMD. Retrospektive Auswertung von Visus, biomikroskopischen Befund und Makula-OCT Aufnahmen zum Zeitpunkt der Erstvorstellung, nach 3 Injektionen sowie nach 12 Monaten.

Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikant jüngeres Erkrankungsalter in Patienten mit erhöhter Anzahl an Risikoallelen für CFH, nicht jedoch für ARMS2. Es bestanden an allen untersuchten Zeitpunkten signifikante phänotypische Unterschiede in Abhängigkeit vom CFH- und ARMS2 Gen. Patienten mit ARMS2 Risikoallelen zeigten bei Erstvorstellung signifikant häufiger das Vorliegen einer Fibrose sowie nach 3 Injektionen und auch nach 12 Monaten signifikant häufiger eine Pigmentepithelabhebung (PED) und sub-RPE Flüssigkeit. Patienten mit CFH Risikoallelen wiesen nach 12 Monaten ebenfalls signifikant häufiger eine PED auf.

Schlussfolgerung: Unsere Datenanalyse offenbarte ein tendenziell schlechteres phänotypisches Outcome nach 12 Monaten der intravitrealen Therapie bei Patienten mit CFH- und ARMS2 Risikoallelen. In Gegensatz zu bisherigen Studien untersuchten wir die Real-Life Situation mit einer im Vergleich zu den Zulassungsstudien der Anti-VEGF-Substanzen reduzierten Injektionsanzahl. Unsere Daten liefern Hinweise dafür, dass Patienten mit einem Hochrisikogenstatus von einer reduzierten Injektionsanzahl durch Verzögerungen in Therapie und Follow-Up leiden könnten. Es zeichnet sich somit die Notwendigkeit der Identifikation von Hochrisikopatienten mittels Routine-Genotypisierung ab, einhergehend mit der Anbindung dieser Patienten an engmaschige Follow-Up Untersuchungen.