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Erste Erfahrungen in der intraarteriellen Chemotherapie des fortgeschrittenen Retinoblastoms
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Veröffentlicht: | 2. Dezember 2016 |
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Hintergrund: Die Therapie des Retinoblastoms erfordert eine komplexe interdiszliplinäre Therapie bestehend aus systemischer und lokaler Chemotherapie zur Tumorreduktion in Kombination mit lokal destruierenden Verfahren. In den letzten Jahren hat sich die interventionelle intraarterielle Chemotherapie als ein effektives Verfahren zur Tumorreduktion und Tumorkontrolle in fortgeschrittenen Stadien herausgestellt. Wir berichten über die ersten Erfahrungen seit Wiedereinführung der Therapie seit Dezember 2015.
Patienten und Methoden: Es wurden 9 Augen (Gruppe B-E ICRB/ Phil) von 7 Kindern (4 x bilaterales Retinoblastom) im Alter von 15 Monaten (Median, Spanne von 3 Monaten-7 Jahre) mit insgesamt 22 Interventionen (2,0-5 mg Melphalan über die Arteria ophthalmica (ein Kind via Arteria meningea media) behandelt. Die Prozedur wurde bei einem Kind (10 Monate) wegen schwieriger Gefäßzugangsverhältnisse abgebrochen und zu einem späteren Zeitpunkt erfolgreich wiederholt.
Ergebnisse: Intraoperativ traten bei einem Kind an beiden Augen mit sehr dünner A. ophthalmica passagere Vasospasmen auf, ohne signifikante retinale Ischämien. In allen Fällen wurden die typischen passageren Melphalan-bedingten, selbstlimitierenden cutanen Lokalreaktionen der Periorbitalregion beobachtet. In den folgenden 10 Tagen entwickelten 2 Kinder eine schwere (Neutrophilie < 500/µl) und ein Kind eine milde Neutropenie. In 8 von 9 Augen konnte eine signifikante Tumorreduktion erzielt werden, die die Fortsetzung durch lokal destruktive Maßnahmen (Laser 810 nm/ Kryotherapie) ermöglichte. Ein Auge (Gruppe E, ICRB/ Phil) wurde bei nicht ausreichender Tumorkontrolle enukleiert.
Schlussfolgerung: Die intrarterielle Chemotherapie mit Melphalan ist in fortgeschrittenen Stadien des Retinoblastoms gegenüber der herkömmlichen systemischen Polychemotherapie eine effektive Behandlungsalternative zum Organ- und Funktionserhalt mit vertretbaren Risikoprofil. Langzeituntersuchungen sind jedoch erforderlich, um diese Methode in den historischen Kontext einordnen zu können.