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Jahrestagung der Vereinigung Bayerischer Augenärzte BayOG 2016,
49. Weihnachtssitzung der Münchner Ophthalmologischen Gesellschaft MOG 2016

Vereinigung Bayerischer Augenärzte

09. - 10.12.2016, München

Lamelläre Hornhauttransplantation

Meeting Abstract

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  • M. Dirisamer - Augenklinik der LMU München

Vereinigung Bayerischer Augenärzte. Münchner Ophthalmologische Gesellschaft. Jahrestagung der Vereinigung Bayerischer Augenärzte BayOG 2016|49. Weihnachtssitzung der Münchner Ophthalmologischen Gesellschaft MOG 2016. München, 09.-10.12.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16bayog02

doi: 10.3205/16bayog02, urn:nbn:de:0183-16bayog028

Veröffentlicht: 9. Dezember 2016

© 2016 Dirisamer.
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Gliederung

Text

Vor mittlerweile über 100 Jahren wurde die erste erfolgreiche perforierende Hornhauttransplantation durchgeführt [1]. Diese Methode war jahrzehntelang der Goldstandard zur Behandlung sämtlicher Hornhautpathologien, unabhängig welche Schicht der Hornhaut betroffen war. Gerrit Melles stellte 1999 die ersten reproduzierbaren Techniken lamellärer Hornhauttransplantationen vor – für anteriore Pathologien die sogenannte DALK (Deep Anterior Lamellar Keratoplasty) [2] und für endotheliale Erkrankungen die sogenannte PLK (Posterior Lamellar Keratoplasty) [3] und leitete somit das Zeitalter der minimalinvasiven Hornhauttransplantationen ein. Gerade bei der posterioren lamellären Keratoplastik kam es in den folgenden Jahren zu einer raschen Weiterentwicklung der Techniken. Aus der technisch und chirurgisch doch sehr aufwendigen PLK (in den USA als DLEK bekannt) entwickelte Melles et al. mit Hilfe der sogenannten „Descemetorhexis“ 2004 die DSEK (Descemet Stripping Endothelial Keratoplasty) und Gorovoy et al. 2006 die DSAEK (Descemet Stripping Automated Endothelial Keratoplasty). Die DSAEK (das Spender Scheibchen wird mittels Mikrokeratom präpariert) erfreute sich besonders in den USA großer Beliebtheit und es konnten bessere Visus Ergebnisse bei gleichzeitig reduzierterem Risikoprofil als bei den Vorgänger-Methoden berichtet werden [4]. Der nächste Meilenstein gelang Gerrit Melles im Jahr 2006 als erstmals erfolgreich eine DMEK (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty) durchgeführt wurde. Bei der DMEK wird die Descemet Membran mit Endothelzellen von einem Spender-Sklero-Korneal Scheibchen abgezogen, im gewünschten Durchmesser trepaniert, durch eine 2,5 mm Clear-Cornea-Inzision mit einem speziellen Injektor in die Vorderkammer eingebracht (Abb.1), mit der sogenannten „no-touch“-Technik entfaltet (Abb.2) und lediglich mit einer Luftblase fixiert. Diese neue Technik brachte bis dato noch nicht dagewesene Visusergebnisse – nicht nur bezogen auf den maximal erreichten Visus (fast 50% der Patienten erreichen nach 6 Monaten Visus 1.0 oder höher) [5], sondern auch auf die visuelle Rehabilitationsdauer (jeder zweite Patient erreicht einen Visus von 0.8 oder höher bereits nach einem Monat) [5]. Weiters zeigt sich nach DMEK eine deutlich reduziertere Transplantat-Abstoßungsrate von nur 0.2% [6] und somit ein 15-fach geringeres Risiko im Vergleich zu einer DSAEK Behandlung [7]. Aufgrund der herausragenden klinischen Ergebnisse hat sich DMEK mittlerweile auch weltweit als Goldstandard zur Behandlung endothelialer Erkrankungen etabliert. Im Rahmen der am häufigsten auftretenden Komplikation nach einer DMEK – der Transplantatablösung (ca. 16%) – konnten interessante Beobachtungen bzgl. Re-Endothelialisierung des posterioren Stromas trotz (teilweise) abgelöstem Transplantat gemacht werden [8]. Diese „spontanen Aufklarungen“ der Hornhaut könnten, entgegen der gängigen Lehrmeinung Hinweise auf regeneratives Potential von Endothelzellen bei Fuchs’scher Endotheldystrophie geben. Dies konnte auch in einer Fallserie von sogenannten DMET (Descemet Membrane Endothelial Transfer) Behandlungen, bei welcher nach einer Descemetorhexis am Empfängerauge die Descemet-Spender Membran lediglich an einer Stelle des posterioren Stromas fixiert wird auch gezeigt werden [9]. Mit der erfolgreichen Erstbeschreibung der „Hemi-DMEK“, bzw. kürzlich auch „Quarter-DMEK“ (es wird nur die das halbe bzw. viertel-Descemet Transplantat transplantiert) könnte auch das Problem der Spenderknappheit der Vergangenheit angehören. Auch wurde bereits von erfolgreichen „isolierten Descemetorhexis“-OPs, also ohne Implantation von Spendergewebe berichtet [10]. Hier kam es teilweise zur kompletten visuellen Regeneration ohne Transplantation von Spendergewebe Sollte es in Zukunft gelingen die unterschiedlichen genetischen Varianten – und somit wahrscheinlich auch unterschiedliches regeneratives Potential – zu identifizieren, könnte das die Tür für eine neue Ära von „Hornhauttransplantationen“ öffnen, in der eventuell Spendergewebe überflüssig werden könnte [11].


Literatur

1.
Zirm EK. Eine erfolgreiche totale Keratoplastik. Albrecht Von Graefes Arch Ophthalmol. 1906;64(3):580-93. DOI: 10.1007/BF01949227 Externer Link
2.
Melles GR, Lander F, Rietveld FJ, Remeijer L, Beekhuis WH, Binder PS. A new surgical technique for deep stromal, anterior lamellar keratoplasty. Br J Ophthalmol. 1999 Mar;83(3):327-33. DOI: 10.1136/bjo.83.3.327 Externer Link
3.
Melles GR, Lander F, Beekhuis WH, Remeijer L, Binder PS. Posterior lamellar keratoplasty for a case of pseudophakic bullous keratopathy. Am J Ophthalmol. 1999 Mar;127(3):340-1. DOI: 10.1016/S0002-9394(98)00324-9 Externer Link
4.
Bahar I, Kaiserman I, McAllum P, Slomovic A, Rootman D. Comparison of posterior lamellar keratoplasty techniques to penetrating keratoplasty. Ophthalmology. 2008 Sep;115(9):1525-33. DOI: 10.1016/j.ophtha.2008.02.010 Externer Link
5.
Dirisamer M, Ham L, Dapena I, et al. Efficacy of Descemet membrane endothelial keratoplasty: ulinical outcome of 200 consecutive cases after a learning curve of 25 cases. Arch Ophthalmol. 2011;129(11):1435-43. DOI: 10.1001/archophthalmol.2011.195 Externer Link
6.
Rodríguez-Calvo-de-Mora M, Quilendrino R, Ham L, Liarakos VS, van Dijk K, Baydoun L, Dapena I, Oellerich S, Melles GR. Clinical outcome of 500 consecutive cases undergoing Descemet’s membrane endothelial keratoplasty. Ophthalmology. 2015 Mar;122(3):464-70. DOI: 10.1016/j.ophtha.2014.09.004 Externer Link
7.
Anshu A1, Price MO, Price FW Jr. Risk of corneal transplant rejection significantly reduced with Descemet’s membrane endothelial keratoplasty. Ophthalmology. 2012 Mar;119(3):536-40. DOI: 10.1016/j.ophtha.2011.09.019. Externer Link
8.
Dirisamer M, Dapena I, Ham L, et al. Patterns of endothelialization and corneal clearance after Descemet membrane endothelial keratoplasty for Fuchs endothelial dystrophy. Am J Ophthalmol. 2011;152(4):543–55. DOI: 10.1016/j.ajo.2011.03.031 Externer Link
9.
Dirisamer M, Yeh RY, van Dijk K, Ham L, Dapena I, Melles GR. Recipient endothelium may relate to corneal clearance in descemet membrane endothelial transfer. Am J Ophthalmol. 2012 Aug;154(2):290-296.e1. DOI: 10.1016/j.ajo.2012.02.032 Externer Link
10.
Moloney G, Chan UT, Hamilton A, Zahidin AM, Grigg JR, Devasahayam RN. Descemetorhexis for Fuchs’ dystrophy. Can J Ophthalmol. 2015 Feb;50(1):68-72. DOI: 10.1016/j.jcjo.2014.10.014 Externer Link
11.
Bruinsma M, Tong CM, Melles GR. What does the future hold for the treatment of Fuchs endothelial dystrophy; will 'keratoplasty' still be a valid procedure? Eye (Lond). 2013 Oct;27(10):1115-22. DOI: 10.1038/eye.2013.153 Externer Link