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Jahrestagung der Vereinigung Bayerischer Augenärzte BayOG 2015

Vereinigung Bayerischer Augenärzte

10. - 11.07.2015, Würzburg

Introkulare Tumore – aktuelle Therapiekonzepte

Meeting Abstract

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  • Harald L. J. Knorr - Erlangen

Vereinigung Bayerischer Augenärzte. Jahrestagung der Vereinigung Bayerischer Augenärzte BayOG 2015. Würzburg, 10.-11.07.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15bayog28

doi: 10.3205/15bayog28, urn:nbn:de:0183-15bayog283

Veröffentlicht: 9. Juli 2015

© 2015 Knorr.
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Gliederung

Text

Der Beitrag umfasst Therapieoptionen melanozytärer Tumoren, insbesondere Maligner Melanome der Chorioidea und des Ziliarkörpers, Adenome und Adenocarcinome und angiomatöse Tumoren wie Hämangiome, Hämangioblastome. Die Behandlung intraokularer maligner Melanome als Alternative zur primären Enukleation stellen heute verschiedene Formen der Radiotherapie (Brachytherapie=direkte Kontaktbestrahlung) mit Ruthenium- bzw. Jod Seeds, Protonenbestrahlung, stereotaktische Bestrahlungen zum Teil in Kombination mit operativen Verfahren wie Chorioidektomie, Blockexcision und Endoresektion des Tumors dar. Ruthenium 106 ist ein niederenergetischer Beta-Strahler mit begrenzter Gewebeeindringtiefe; die 10% Isodose der am häufigsten eingesetzten Applikatoren beträgt 6 mm. Die Indikation zur Brachytherapie maligner Melanome ist bei kleinen und mittelgroßen Tumoren mit einer Tumorhöhe bis maximal 7–8 mm und einer Tumorbasis von 10–12 max. 14 mm möglich. Von Mai 1991 – Ende 2014 wurden 400 konsekutive Patienten (168 Frauen, 232 Männer) mit einem mittleren Alter von 61 Jahren (18 Jahre bis 81 Jahre) im Rahmen einer prospektiven Studie mit dem Ziel der Erhaltung des Bulbus und eines brauchbaren Sehvermögens mit Ruthenium 106-Applikatoren therapiert und nach beobachtet. Die Tumorhöhe lag zwischen 2,7 und 6,0 mm, die Tumorbasis zwischen 8,0 und 14,0 mm. Eine kollaterale Amotio retinae fand sich in 91%, eine tumorferne in 56% der Augen. Eine Fernmetastasierung vor Therapie war bei keinem Patienten nachweisbar. Die Dosis wurde an der Tumorspitze auf <150 Gy gerechnet in Abhängigkeit einer maximalen Skleradsis von <1000 Gy. Die Sicherheitszone um den Tumor betrug 1 mm. Die Bestrahlungsdauer lag zwischen 67 und 154 Stunden.

Ergebnisse: Bei 86 % der Patienten mit einem Mindestnachbeobachtungszeitraum von 12–60 Monaten konnte eine Tumorregression in Form einer narbigen Umwandlung des Tumors innerhalb eines Intervalles von 4–6 Monaten, eine Rückbildung der kollateralen und tumorfernen exsudativen Amotio retinae innerhalb der ersten 3–4 Monate in 84% der Augen, eine komplette Regression der Tumorprominenz in 132 Augen (33%), eine partielle Remission um 50% in 100 Augen (25%), eine minimale Remission unter 25% in 118 Augen (30%) herbeigeführt werden. 6% der Augen zeigten trotz Bestrahlung eine Wachstumsprogression und wurden enukleiert. Die Erfolgsrate lag bei 88%. Die Überlebensrate beträgt 94 % in einem Nachbeobachtungs-zeitraum von 8 Jahren, 28 Patienten (7%) verstarben infolge einer generalisierten Metastasierung, 12 Patienten (3%) an Zweittumoren. Die postoperative Funktionserhaltung des Sehvermögens ergab in Abhängigkeit der Tumorlokalisation (peripher - paramakulär gelegen) in 36% der bestrahlten Augen einen Fernvisus von über 0,8, in 41% über 0,5 in 14% weniger als 0,2 und in 7% aufgrund der zentralen Tumorlage eine Verlust der zentralen Sehschärfe.

Die operativen Verfahren werden mit einzelnen Filmbeispielen demonstriert.

Schlussfolgerung: Die Ruthenium-Plaque-Therapie ist eine adäquate Alternative in der Behandlung maligner Melanome mit folgenden Einschränkungen: Die Tumoren sollten eine Tumorbasis von 14 mm sowie eine reine Tumorprominenz von 6 mm nicht überschreiten, den Nervus opticus, die Opticusscheiden nicht infiltrieren und insbesondere im Ziliarkörperbereich ausreichend deckend bestrahlt werden. Die bisherigen Erlanger Ergebnisse decken sich mit der Literatur und belegen die organerhaltende Behandlung maligner Melanome mittels Brachytherapie. Operatives Vorgehen ist leider nur in wenigen Tumorlokalisationen möglich.