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Assoziation Aortenklappenstenose und Sturz – eine Analyse bei orthogeriatrischen Patienten
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Veröffentlicht: | 17. Juni 2024 |
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Hintergrund: Die Aortenklappenstenose ist das häufigste Vitium im Erwachsenenalter und kann durch degenerative Veränderungen, entzündliche Prozessen oder im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen bedingt sein. Bei geriatrischen Patienten handelt es sich meist um die degenerativ verursachte Form. Die Prävalenz der kalzifizierenden Aortenklappenstenose wird bei über 75-jährigen auf 2–9% geschätzt.
Es wird zwischen geringer, mittelgradiger und hochgradiger Aortenklappenstenose differenziert. Das geriatrische Phänomen Sturz gilt bisher formal nicht als Symptom einer Aortenklappenstenose.
Ziel der Untersuchung war es, i) zu klären, ob die Prävalenz der Aortenklappenstenose bei ortho-geriatrischen Patienten von der normalen Prävalenz abweicht, ii) mit klassischen Symptomen einhergeht und iii) in einem kausalen Zusammenhang mit dem Sturz steht.
Methodik: In einer prospektiven monozentrischen Untersuchung wurden in drei Monaten transthorakale Echokardiographie-Befunde von konsekutiv stationär aufgenommenen Patienten analysiert.
Neben den demographischen Daten wurden die Klappenöffnungsfläche (KÖF), die maximale Geschwindigkeit (Vmax), der maximale Druckgradient (Pmax) und der mittlere Druckgradient (Pmean) über der Aortenklappe erfasst. Die linksventrikuläre Pumpfunktion und der Schlagvolumenindex (SVI) wurden ebenfalls ermittelt. Die Beurteilung des Aortenklappenstenose-Schweregrades erfolgte entsprechend den Empfehlungen der ESC/EACTS-Leitlinien.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden 127 Patienten eingeschlossen und 92 Befunde final ausgewertet. Ausgeschlossen wurden Patienten ohne Sturzereignis sowie eine pathologische Fraktur bei metastasiertem Tumorleiden, eine Spontanfraktur bei Osteoporose und eine Unterschenkelfraktur nach einem Unfall bei Baumfällung. Das durchschnittliche Alter lag bei 84,3 Jahren, wobei 16,3% Männer und 83,7% Frauen waren. In zwei Fällen (2,1%) waren den Stürzen dokumentierte Synkopen vorausgegangen. Die Prävalenz der hochgradigen Aortenklappenstenose war nicht höher als epidemiologisch zu erwarten. High-gradient hochgradige Aortenklappenstenosen fanden sich in 2,1 % und low-flow low-gradient Aortenklappenstenosen in 2,1 %, jeweils bei normaler linksventrikulärer Pumpfunktion, der untersuchten Fälle. Das durchschnittliche Alter dieser Patientengruppe lag bei 91 Jahren. 10,8% der Patienten wiesen eine mittelgradige Aortenklappenstenosen auf; hier lag das Durchschnittsalter bei 86 Jahren. Die Prävalenz der Mittel- bis hochgradigen Aortenklappenstenosen lag im untersuchten Patientenkollektiv höher als epidemiologisch zu erwarten war.
Schlussfolgerung: Bei stationär orthogeriatrisch versorgten Patienten soll die transthorakale Echokardiographie unabhängig von Sturzgeschehen und klinischer Symptomatik zur Erfassung einer Aortenklappenstenose erfolgen. Aufgrund der Progression der Erkrankung ist ein Follow-up für diese Risikogruppe sinnvoll.