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Der Einfluss von Tranexamsäure bei hüftgelenksnahen Frakturen
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Veröffentlicht: | 17. Juni 2024 |
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Fragestellung: Die prophylaktische Gabe von Tranexamsäure (TXA) bei elektiver Endoprothetik findet bereits eine breite Anwendung. In diesem Zusammenhang konnte bereits eine niedrigere Transfusionsrate ohne eine Erhöhung des Risikos von thrombembolischen Ereignissen nachgewiesen werden. Dies konnte auch in einigen Studien für Patienten mit hüftgelenksnahen Femurfrakturen nachgewiesen werden. In der aktuell vorliegenden Auswertung haben wir zum einen erhoben, inwieweit dies in Alterstraumazentren (ATZ) bereits durchgeführt wird. Zum anderen wollten wir prüfen, ob der Einfluss der Gabe von TXA auf behandlungsrelevante Faktoren auch in Registerdaten im unselektierten Kollektiv nachweisbar ist.
Methodik: Insgesamt beantworteten 106 von 132 ATZs die Frage nach Tranexamsäuregabe. Diese Auswertung beschränkt sich auf das Jahr erste Jahr nach der Überarbeitung des Datenerhebungsbogens – 2022. Eingeschlossen in das AltersTraumaRegister werden Patienten >69 Jahre, die operativ auf Grund einer proximalen oder periprothetischen/periimplantären Femurfraktur versorgt wurden. Neben den Baselinecharakteristika erhoben wir behandlungsrelevante Daten für die operative Versorgung und den weiteren Behandlungsverlauf.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 306 Patienten erhielten präoperativ TXA, 1.726 Patienten erhielten intraoperativ TXA und 136 Patienten bekamen prä- und intraoperativ TXA. Unter denen, die intraoperativ TXA erhielten, waren 78% Patienten mit prothetischer Versorgung und 23% osteosynthestisch versorgte Patienten. Die intraoperative Gabe führte zu signifikant weniger Bluttransfusionen (p=0,049; TXA 46% vs. keine TXA 56%), einer knapp nicht signifikanten geringen Mortalität (p=0.057; TXA 6,3 vs. keine TXA 10,7), ohne das Risiko von thrombembolischen Ereignissen zu beeinflussen (Myokardinfarkt p=1, Thrombose p=0,934, Lungenembolie p=0,672). Zudem zeigt sich bei den Patienten mit intraoperativer Gabe von TXA ein signifikant geringere Verweildauer (p=0,006, TXA 14 Tage vs. keine TXA 17 Tage). Die kombinierte Gabe von prä- und intraoperativer von Tranexamsäure führt im Vergleich zur alleinigen intraoperativen Gabe zu einer signifikanten Reduktion von nicht chirurgischen Komplikationen (p=0,04; prä-&intraoperativ 40% vs. intraoperativ 60%).
Die Gabe von TXA wird in Alterstraumazentren aktuell bereits bei einer größeren Anzahl von Patienten durchgeführt. Auch bei unselektierten Patienten mit hüftgelenksnahen Frakturen führt die TXA Gabe zu einer Reduktion der Bluttransfusionen, ohne das Risiko von thrombembolischen Ereignissen zu erhöhen. Insbesondere der Zeitpunkt der Gabe präoperativ, intraoperativ oder zu beiden Zeitpunkten scheint in einigen Aspekten einen Einfluss auf die Wirksamkeit der Therapie zu haben. Die Daten der nächsten Jahre werden helfen, das Bild zu vervollständigen.