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6. Alterstraumatologie Kongress 2024

18.06. - 19.06.2024, Essen

Restriktive intraoperative Volumensubstitution mit besserem Outcome in Hüftfraktur-Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Bastian Paß - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Deutschland
  • Denis Sieben - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Handchirurgie, Düsseldorf, Deutschland
  • Björn Hussmann - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Deutschland
  • Teresa Maek - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Deutschland
  • Rene Aigner - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Deutschland
  • Christopher Bliemel - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Deutschland
  • Sven Lendemans - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Deutschland
  • Carsten Schöneberg - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 6. Alterstraumatologie Kongress 2024. Essen, 18.-19.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc28

doi: 10.3205/24altra28, urn:nbn:de:0183-24altra280

Veröffentlicht: 17. Juni 2024

© 2024 Paß et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Frakturen des proximalen Femurs stellen ein erheblicher Einschnitt in Bezug auf die Lebensqualität älterer Menschen dar. In der Traumaforschung sind große Volumengaben als unabhängiger Risikofaktor beschrieben. Es erfolgte daher die Analyse des Einflusses der intravenösen Flüssigkeitssubstitution auf das Outcome geriatrischer Patienten mit Frakturen des proximalen Femurs.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Datenauswertung aus dem Krankenhausinformationssystem. Eingeschlossen wurden alle Patienten über 70 Jahren mit Frakturen des proximalen Femurs aus den Jahren 2017–2019. Ausgeschlossen wurden pathologische, periprothetische und periimplantäre Frakturen sowie Patienten mit fehlendem Narkoseprotokoll. Es erfolgte die Einteilung in zwei Gruppen anhand des gerundeten Mittelwertes (1.500 ml) der intraoperativen Flüssigkeitssubstitution in eine High-Volume(HV) (n=140) und eine Low-Volume(LV) (n=715) -Gruppe.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 856 Patienten (609 Frauen, 247 Männer) eingeschlossen werden. Das Durchschnittsalter lag bei 85 (±6,7) Jahren. Es lagen 447 mediale Schenkelhalsfrakturen und 409 pertrochantäre Femurfrakturen vor. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in Alter, Geschlecht, präoperativem Hämoglobin-Wert oder der Einnahme von Antikoagulantien. Patienten der HV-Gruppe zeigten einen höheren ASA Score und Charlson-Comorbidity-Index (CCI).

Es erfolgte nach Adjustierung auf ASA, ISAR, CCI, Geschlecht, Alter und Frakturtyp die Match-pair-Analyse der beiden Gruppen.

Der intraoperative Blutverlust und die Transfusionsrate waren signifikant höher in der HV-Gruppe (297 ml vs. 162 ml, p<0,001). Insgesamt fanden sich häufiger postoperative Komplikationen in der HV-Gruppe (Dindo≥1 59,7% vs. 43,6%, p<0,01). Es erfolgte die ergänzende Adjustierung auf den intraoperativen Blutverlust. In der logistischen Regression zeigten sich weiterhin die Komplikationen in der HV-Gruppe erhöht (Odds Ratio (OR) 1,79; 95% Konfidenzintervall [CI], 1,2–2,65, p<0,01). Trotz Adjustierung auf den Blutverlust lag die Transfusionswahrscheinlichkeit weiterhin höher (OR 1,64; 95%CI, 1,05–2,52, p=0,03) in der HV-Gruppe und es fand häufiger eine Verlegung auf eine Intensivstation statt (OR 2,51; 95% CI, 1,37–4,64, p<0,01).

Patienten der HV-Gruppe bekamen signifikant häufiger präoperativ eine invasive Blutdruckmessung (IBP) (65,7% vs. 36,4%, p<0,001) und einen zentralen Venenkatheter (ZVK) (17,9% vs. 49,3%, p<0,001).

In dieser retrospektiven Auswertung finden sich Hinweise, dass eine restriktive Volumengabe mit einem besseren Outcome verknüpft ist. Die häufigere präoperative Ausstattung von Patienten in der HV-Gruppe mit IBP und ZVK sollte hinsichtlich einer vermehrten unbedachten Flüssigkeitssubstitution diskutiert werden.