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Das „besondere“ Polytrauma: 87-jährige Patientin mit beidseitigem Hämatothorax und ausgeprägtem Hautemphysem nach Sturz in der Häuslichkeit
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Veröffentlicht: | 17. Juni 2024 |
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Fallbericht: Eine rüstige 87-jährige Patientin wurde nach einem Sturz im häuslichen Milieu per bodengebundenem Notarzt in unserem Schockraum wegen ausgeprägter Ruhedyspnoe vorgestellt. Die Patientin gab an, dass sie bereits am Vorabend lediglich gestolpert und mit dem Thorax frontal auf ihren Nachtschrank geprallt sei. Klinisch imponierten vom Gesicht abwärts bis in beide Hände und in die Abdomialregion reichende Hautemphyseme. Auffällig war auch die Dysphonie, unter der die Patientin litt. Es erfolgte die Behandlung nach bekanntem ATLS-Algorithmus. Neben dem hohen Alter ist als Besonderheit die medikamentöse Therapie mit einem NOAK bei intermittierendem Vorhofflimmern zu nennen. Die Patientin hatte zu jeder Zeit einen stabilen Kreislauf, so dass wir ein Polytrauma-CT vor eventuellen Interventionen durchführen konnten. Es zeigten sich Rippenserienfrakturen, betroffen waren die 5.–10. Rippe rechts mit entfalteter Lunge und es bestand eine Fraktur der 2. Rippe links mit Pneumothorax und Fraktur des Corpus sterni. Noch im Schockraum besserte sich die Dyspnoe nach Anlage einer Thoraxdrainage links. Nach der Verlegung auf unsere ITS entleerten sich im Tagesverlauf 900 mL blutiges Sekret. Als Ursache dafür kam die genannte Therapie mit einem NOAK (Thrombin-Inhibitor, 2 × tgl. 150 mg Dabigatran) in Betracht. Diese Dauertherapie war bereits durch das Team im Schockraum pausiert worden. Nach Gabe von 5 g Dabigatran-Antikörper Idarucizumab und 2 g Antifibrinolytikum Tranexsamsäure sistierte die Blutung. Anschließend wurden wegen eines signifikanten Hämoglobinabfalls zwei Erythrozytenkonzentrate und vier Einheiten Fresh-frozen-Plasma verabreicht. Im weiteren Verlauf kam es zu einer respiratorischen Verschlechterung und es musste rechts ebenfalls eine Thoraxdrainage gelegt werden. Dadurch stabilisierte sich die Patientin endgültig und konnte wenige Tage später die Intensivstation verlassen. Zur weiteren Konditionierung erfolgte im Verlauf die Verlegung in unsere Geriatrie, von der aus die Patientin wieder in die Häuslichkeit entlassen werden konnte.