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Vorsorgeplanung bei hochbetagten Patient:innen der Unfallchirurgie – wo stehen wir?
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Veröffentlicht: | 17. Juni 2024 |
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Fragestellung: Bei hoch betagten Menschen mit steigender Sturzneigung steigt auch das Risiko für immobilisierende Frakturen. Durch dieses Akutereignis und die oft daraus entstehende Bettlägerigkeit, erhöht sich die Mortalität binnen eines Jahres um ca. 24%. Trotz des hohen Alters werden selten Gespräche mit Angehörigen oder behandelnden Ärzt:innen über die letzte Lebensphase geführt. Die Studie soll erörtern, inwieweit sich hochbetagte Menschen mit ihrem eigenen Lebensende auseinandergesetzt und entsprechende Vorsorge getroffen haben. Haben Sie Gespräche mit Angehörigen oder behandelnden Ärzt:innen über Wünsche für die letzte Lebensphase geführt? Wie verändert das akute Ereignis den Wunsch nach einer Vorsorgeplanung? Die Befragung soll einen Überblick schaffen, welche Bedürfnisse die Patient:innen haben. Wenn sich zeigt, dass Bedarf an Vorsorgeplanung in der untersuchten Kohorte besteht, könnte dies in der klinischen Routine umgesetzt werden.
Methodik: Durchführung einer prospektiven Kohortenstudie vom 01.05.2023–30.04.2024 in einem überregionalen Trauma- und Alterstraumazentrum. Einschlusskriterien: Akute (zeitweise) immobilisierende Fraktur, Alter über 80 Jahre, ausreichende Deutschkenntnisse sowie die Zustimmung zur Studienteilnahme. Nach Aufklärung und Zustimmung wird der für die Studie konzipierte Fragebogen (25 Fragen) bearbeitet und ausgefüllt. Es findet eine deskriptive Datenanalyse statt (Mittelwert, Standardabweichung, Minimum und Maximum sowie die zugehörigen Konfidenzintervalle). Für nicht- normalverteilte Variablen werden die entsprechenden nicht-parametrischen Lagemaße berechnet (Median, Interquartilsabstand). Das Signifikanzniveau wird auf alpha=0,05 festgelegt. Häufigkeitsunterschiede werden mittels Chi-Quadrat-Vierfeldertest auf Signifikanz geprüft. Dichotome Verteilungen werden mit Hilfe des punktbiserialen Korrelationskoeffizienten auf Signifikanz geprüft.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es zeigt sich in der Interimsanalyse, dass nur bei 8% der Befragten ein Gespräch über die Vorsorge bei Aufnahme in die Klinik stattgefunden hat, obwohl 57% der Patient:innen Interesse hätten, ein solches zu führen. 54% der Patient:innen geben an, dass die Fraktur einen direkten Einfluss auf den Wunsch eines Vorsorgegesprächs hat.
69% der Befragten wünschen sich im häuslichen Umfeld zu versterben, allerdings ohne das 49% davon dieser Wunsch jemandem mitgeteilt haben.
Eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht liegen bei 54% bereits vor, oft aber nur mit allgemein gehaltenen Formulierungen und ohne diese ausführlich zu besprechen.
Die meisten Patient:innen haben bereits über ihren bevorzugten Sterbeort und über die Art und Weise des Versterbens nachgedacht, ohne diese Wünsche mit jemandem zu besprechen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sollten Ärzt:innen und Pflegepersonal Gespräche über eine frühzeitige Versorgungsplanung initiieren, damit Patient:innen und deren Angehörige in akut eintretenden Palliativsituationen ihre Wünsche äußern können und diese entsprechend berücksichtigt werden.