Artikel
Verbessert die lokale Infiltrationsanästhesie die postoperative Mobilisierung geriatrischer proximaler Femurfrakturen?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 17. Juni 2024 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Proximale Femurfrakturen zählen zu den häufigsten Frakturen alterstraumatologischer Patienten. Patienten mit dieser Verletzung haben ein erhebliches Risiko für ein Mobilisiationsdefizit und eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit. Ein möglicher Ansatz, die oftmals ungenügende postoperative Mobilisation zu verbessern, könnte der Einsatz der lokalen Infiltrationsanästhesie (LIA) sein. Die einmalige Infiltration von Morphin, Ropivacain und Adrenalin kurz vor OP-Ende soll die postoperative Mobilisierung erleichtern und Komplikationen verhindern. Im Bereich der elektiven Endoprothetik zeigt dieser Ansatz vielversprechende Ergebnisse.
Diese Studie soll die LIA hinsichtlich ihres Potentials zur Verbesserung der postoperativen Schmerztherapie und damit einer besseren Mobilisierung der Patienten untersuchen.
Methodik: Bislang wurden 35 Patienten ab 70 Jahren prospektiv eingeschlossen, die nach proximaler Femurfraktur durch Sturz operativ mittels Marknagel (TFNA, Fa. Synthes, Umkirch) oder Prothese (Duokopf, Fa. Synthes, Umkirch) versorgt wurden. Die LIA wurde unmittelbar vor Ende der Operation durchgeführt und beinhaltete die standardisierte Infiltration der periartikulären Muskulatur mit Morphin, Ropivacain und Adrenalin.
Die Mobilisierung wurde objektiv wurde innerhalb der ersten 48 Stunden und zwischen dem 5. und 7. Tag mithilfe von Einlegesohlen (Loadsol® von Novel) gemessen. Dabei wurde während des Gehens am Unterarmgehwagen die durchschnittliche Maximalbelastung jedes Schrittes in Prozent des Körpergewichts und mit der FTI-Ratio die Belastungs-Balance zwischen rechtem und linkem Bein ermittelt, wobei 50% eine optimale Kraftverteilung bedeutet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 35 untersuchten Patienten wurden 12 mit LIA und 23 Patienten ohne LIA versorgt. Altersdurchschnitt (p=0,95) und Charlson-Comorbidity-Index (p=0,86) waren vergleichbar.
In der ersten Untersuchung hat die LIA-Gruppe das operierte Bein signifikant mehr maximalbelastet (61,7% vs. 47,9%, p<0,05) und hatte eine gleichmäßigere Kraftverteilung (42,5% vs. 37,1%, p=0,11). Alle Patienten aus der LIA Gruppe konnten eine Strecke von mindestens 3 Metern zurücklegen; in der Kontrollgruppe gelang das 13 von 23 Patienten (56,5%).
Um den 6. Tag zeigte in der Kohorte die LIA-Gruppe weiterhin im Mittel eine höhere Maximalbelastung (74,2% vs. 65,4%, p=0,11) und eine gleichmäßigere Kraftverteilung (46,1% vs. 42,1%, p=0,06).
Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen einen positiven Einfluss der LIA auf die postoperative Mobilisierungsfähigkeit bei alterstraumatologischen Patienten. Gerade die signifikante Verbesserung in den ersten, oftmals kritischen, 48 h durch die LIA könnte eine vielversprechende Strategie zur schnelleren Frühmobilisierung geriatrischer Patienten und Reduktion der oralen Medikation sein.