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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Die Rolle der Zementaugmentation bei der Behandlung von sakralen Insuffizienzfrakturen – eine Literaturübersicht sowie eigene Erfahrungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julian Ramin Andresen - Sigmund Freud Privatuniversität, Vienna, Österreich
  • Sebastian Radmer - Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Berlin, Deutschland
  • Axel Prokop - Klinikverbund Südwest, Kliniken Sindelfingen, Unfallchirurgie, Sindelfingen, Deutschland
  • Mathias Wollny - Medimbursement, Tarmstedt, Deutschland
  • Urs Nissen - Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, Westküstenklinikum Heide, Akad. Lehrkrankenhaus der Uni. Kiel, Lübeck u. Hamburg, Heide, Deutschland
  • Reimer Andresen - Institut für Diag. und Intervent. Radiologie/Neuroradiologie, Westküstenklinikum Heide, Akad. Lehrkrankenhaus der Uni. Kiel, Lübeck u. Hamburg, Heide, Deutschland
  • Hans-Christof Schober - Klinik für Innere Medizin I, Klinikum Südstadt Rostock, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc49

doi: 10.3205/22altra49, urn:nbn:de:0183-22altra499

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Andresen et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Insuffizienzfrakturen des Os sacrum werden in letzter Zeit immer häufiger detektiert, wobei aufgrund der steigenden Lebenserwartung die Inzidenz weiter zunehmen wird.

Ältere postmenopausale Frauen mit einer reduzierten Knochenqualität haben hierbei ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Fragilitätsfrakturen im hinteren Beckenring. Ein Teil der PatientInnen ist durch die starken Frakturschmerzen immobil bis invalidisiert. Mittels Zementeinbringung in die entsprechende Frakturzone lässt sich eine deutliche Schmerzreduktion und klinische Verbesserung herbeiführen. Ziel dieser Übersichtsarbeit ist eine Darstellung der unterschiedlichen Zementaugmentationsverfahren Ballon- (BSP), Radiofrequenz- (RFS), Vertebro- (VSP) und Zementsakroplastie (ZSP) hinsichtlich richtiger Indikation, der technischen Durchführbarkeit, den möglichen Komplikationen und dem klinischen Outcome.

Methodik: Es wurde eine Literaturrecherche in PubMed und Google Scholar zu den Stichworten: Beckeninsuffizienzfraktur, Fragilitätsfrakturen des Beckenrings, sakrale Insuffizienzfraktur, Os sacrum, Osteoporose, interventionelle Schmerztherapie, Sakroplastie, Zementaugmentation und Zementleckagen durchgeführt. Erfahrungen aus der seit mehr als 10 Jahren bestehenden eigenen, interdisziplinären, multizentrischen Arbeitsgruppe wurden mitberücksichtigt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Neue Klassifikationen in der Einteilung von Beckeninsuffizienzfrakturen sind bei der Festlegung des therapeutischen Vorgehens individuell für jeden/jede PatientInnen zu berücksichtigen. Eine konservative Therapie steht zunächst im Vordergrund, jedoch werden hier nicht alle PatientInnen schmerzfrei und lassen sich nicht adäquat mobilisieren, konsekutiv folgen Komorbiditäten und eine erhöhte Letalität. Bei nichtdislozierten Frakturen lässt sich mittels Sakroplastie eine schnelle, effektive und nachhaltige Schmerzreduktion herbeiführen. Durch die Schmerzminimierung lassen sich die PatientInnen rasch mobilisieren. Hinsichtlich der Zementaugmentation werden, bei gleichem Wirkmechanismus, osteoplastische Verfahren wie die BSP, RFS, und ZSP von dem nichtosteoplastischen Verfahren der VSP unterscheiden. Bei der VSP muss man mit einer höheren Zementleckagerate rechnen. Eine hohe Viskosität der verwendeten Zemente, wie sie bei der RFS und ZSP zum Einsatz kommt, minimiert die Leckagerate. Die komplexe sakrale Anatomie, die osteopene Knochenstruktur, die Ausrichtung der Frakturzonen, das unterschiedlich technische Vorgehen, die Eigenschaften der Zemente und die Erfahrung des Operateurs haben einen Einfluss auf das Auftreten möglicher Komplikationen.

PatientInnen mit stark schmerzhaften, nichtdislozierten sakralen Insuffizienzfrakturen profitieren von einer Zementaugmentation unmittelbar, effektiv und nachhaltig. Durch den Einsatz von individuell anzupassenden Sakroplastieverfahren sind relevante Komplikationen insgesamt sehr selten.