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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Evaluation von Ernährungsscreening und Einbindung von Ernährungsfachkräften in AltersTraumaZentren DGU®

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Robert Speer - Universitätsklinik für Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
  • Katrin Singler - Universitätsklinik für Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Nürnberg, Deutschland; Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Nürnberg, Deutschland
  • presenting/speaker Markus Gosch - Universitätsklinik für Geriatrie, Klinikum Nürnberg, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg, Nürnberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc45

doi: 10.3205/22altra45, urn:nbn:de:0183-22altra458

Veröffentlicht: 24. Juni 2022
Veröffentlicht mit Erratum: 15. Februar 2023

© 2022 Speer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Mangelernährung tritt in Deutschland häufig bei älteren Menschen auf, vorwiegend bei geriatrischen Patienten in Krankenhäusern, Pflegesituationen oder Einrichtungen der Langzeitpflege [1]. Mangelernährung, Ernährungsrisiken und insbesondere spezifische Nährstoffdefizite sind ein häufiges, wenn auch oft übersehenes Phänomen bei hospitalisierten älteren Menschen [2]. Die Prävalenz für Mangelernährung liegt bei geriatrischen Krankenhauspatienten bei über 50%, sowohl in der Akutklinik wie auch im Rehabilitationssetting [3]. Mangelernährung im Allgemeinen hat schwerwiegende Auswirkungen auf das klinische Ergebnis, die Genesung nach Krankheiten, Traumata und Operationen und ist mit einer erhöhten Morbidität sowie Mortalität verbunden. Zudem stellt sie eine große Belastung für das Gesundheitssystem dar. Vor diesen Hintergründen sieht der Prüfkriterienkatalog der DGU (Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie) zur Zertifizierung als AltersTraumaZentrum, die Implementierung eines routinemäßig durchzuführenden Screenings auf Ernährungsstörung vor, ebenso wie eine SOP-basierte (Standard Operating Procedure) Diagnostik und Therapie bei entsprechendem Risiko bzw. manifestierter Mangelernährung.

Methodik: Die prospektive Studienumfrage erfolgte zwischen Mitte Februar und Mitte März 2022. Hierbei wurden alle zertifizierten AltersTraumaZentren DGU in Deutschland (n=118) kontaktiert. Die Zielgruppe der Umfrage sind Ernährungsfachpersonen (Diätassistenten, Ökotrophologen und Ernährungswissenschaftler) mit einer Tätigkeit in einem AltersTraumaZentrum, unabhängig vom Umfang des direkten Patientenkontakts. Um möglichst wahrheitsgemäße Antworten und eine hohe Rücklaufquote zu erzielen, wurde ein digitaler und anonymisierter Fragenbogen (Monkey Survey) verwendet. Neben der deskriptiven Datenauswertung erfolgte die statistische Prüfung mittels Pearson-Chi-Quadrat-Test bzw. dem exakten Test von Fisher, wo dies angebracht war.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Teilnahmequote lag bei 69% [n=73] über alle Versorgungsstufen [Grund-, Regel-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung (18.5%, 32.3%, 18.5%, 30.7%)]. 88.3% der Einrichtungen halten eine unfallchirurgische Fachabteilung (C-FA) vor, wohingegen 78.9% über eine geriatrische Fachabteilung (G-FA) verfügen. Die Berufserfahrung der teilnehmenden Ernährungsfachkräfte betrug 20 Jahre [Median | IQR 17.75]. In 84.5% der Einrichtungen wurde bei geriatrischen Patient*innen routinemäßig der Ernährungsstatus bzw. das Risiko auf Mangelernährung mittels validiertem Screening-Tool [NRS-2002 (68%), MNA-LF (12.8%), MNA-SF (12.8%) und SGA (6.4%)] erfasst, unabhängig von der Einrichtungsgröße [p= 0.512]. Validierte Screeningtools für Senioren kommen dabei in einem Viertel der Einrichtungen zum Einsatz. Ernährungsfachkräfte werden routinemäßig nur in 41.4% (32.8% G-FA, 8.6% C-FA) der ATZ in den Behandlungsprozess von alterstraumatologischen Patient*innen involviert, die Einrichtungsgröße (1-299, 300-499, >500) ist dabei nicht von Relevanz [p= 0.196]. Die Implementierung von validierten Screeningtools, zur Detektion von Mangelernährung, weist unter den teilnehmenden zertifizierten AltersTraumaZentren eine hohe Durchdringungsrate auf. Die routinemäßige Einbindung von Ernährungsfachkräften erfolgt hingegen in deutlich weniger als der Hälfte der Einrichtungen und liegt damit diametral zur Prävalenz von Mangelernährung und dem einhergehenden Bedarf. Die Ressourcenvoraussetzung (Ernährungsfachkraft) scheint hierbei unzureichend abgebildet, zumal die Ernährungstherapie trotz ihrer evidenzbasierten Relevanz im Vergleich zu anderen Therapierichtungen wie Physio- und Ergotherapie keine Berücksichtigung als Mindestmerkmal im Zertifizierungsprozess erfährt, wie es bei anderen Zertifizierungsprozessen (z.B. onkologische Darm- bzw. Brustzentren) der Fall ist. Ein Stellenschlüssel sollte bei bekannten Kennzahlen definiert werden und als Mindestmerkmal in die Rahmenvorgaben der Zertifizierung einfließen.


Literatur

1.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung 14. DGE-Ernährungsbericht – Vorveröffentlichung Kapitel 2. Bonn:DGE;2019. Available from: www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/dgeeb/14-dge-eb/14-DGE-EB-Vorveroeffentlichung-Kapitel2.pdf
2.
Avelino-Silva TJ, Jaluul O.Malnutrition in Hospitalized Older Patients: Management Strategies to Improve Patient Care and Clinical Outcomes. Int J Gerontol. 2017;11(2):56-61. DOI: 10.1016/j.ijge.2016.11.002 Externer Link
3.
Bertschi D, Kiss CM, Beerli N, Kressig RW. Sarcopenia in hospitalized geriatric patients: insights into prevalence and associated parameters using new EWGSOP2 guidelines. Eur J Clin Nutr. 2021 Apr;75(4):653-660. Epub 2020 Oct 15. DOI: 10.1038/s41430-020-00780-7  Externer Link

Erratum

Co-Autorin und Co-Autor wurden ergänzt. Unter „Methodik“ Korrektur der Anzahl der teilnehmenden Einrichtungen. Ebd. Änderung der Beschreibung der statistischen Methoden: „In diesem Zusammenhang erfolgt eine deskriptive Datenanalyse“ wurde ersetzt durch „Neben der deskriptiven Datenauswertung erfolgte die statistische Prüfung mittels Pearson-Chi-Quadrat-Test bzw. dem exakten Test von Fisher, wo dies angebracht war.“ Der Abschnitt „Ergebnisse und Schlussfolgerung“ wurde aktualisiert: Der ursprüngliche Text („Aufgrund des Umfragezeitraumes (bis Mitte März 2022) liegen aktuell noch nicht alle Ergebnisse nicht. Die Auswertung der Studienumfrage liegt bis zum Kongress vor.“) wurde komplett ersetzt durch die Zusammenfassung der Studienergebnisse.