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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Beeinflussung des funktionelles Outcome nach geriatrischer Komplexbehandlung bei operativ versorgten proximalen Femurfrakturen durch das Vorliegen einer Demenz und/oder Depression

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lars Becker - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Oliver Kamp - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Daphne-Asimenia Eschbach - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Marburg, Marburg, Deutschland
  • Benjamin Bücking - Klinik für Unfallchirurgie, Klinikum Hochsauerland GmbH, Arnsberg, Deutschland
  • Steffen Ruchholtz - Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Marburg, Marburg, Deutschland
  • Jochen Gehrke - Abteilung für Geriatrie, Asklepios Klinik Nord Heidberg, Hamburg, Deutschland
  • Marcel Dudda - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Richard Dodel - Klinik für Geriatrie, Geriatrie-Zentrum Haus Berge, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc36

doi: 10.3205/22altra36, urn:nbn:de:0183-22altra367

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Becker et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Neben der altersgerechten chirurgischen Versorgung ist auch die geriatrische Mit- bzw. Weiterbehandlung zur Vermeidung von Komplikationen und zur bestmöglichen Rehabilitation eminent

wichtig. Ziel ist hierbei idealerweise die Wiederherstellung der vorherigen Eigenständigkeit bzw. Mobilität des Patienten auf dem Niveau vor dem Krankenhausaufenthalt und die Rückführung in sein vorheriges soziales Umfeld. Falls nicht möglich, soll eine bestmögliche Rehabilitation und Einleitung einer bedarfsgerechten Pflege und Betreuung erreicht werden. Ziel dieser Untersuchung war es, Faktoren zu finden, die einen Einfluss auf das funktionelle Rehabilitationsdefizit nach proximalen Femurfrakturen geriatrischer Patienten haben konnten.

Methodik: Diese Studie schloss 264 geriatrische Patienten (Frauen: 208; Altersdurchschnitt: 82,5) mit einer operativ behandelten proximalen Femurfraktur zwischen April 2009 und November 2011 ein. Hierfür wurden die Patienten einer geriatrischen Komplexbehandlung über 14 Tage zugeführt und in ihrer funktionellen Leistungsfähigkeit mittels Barthel-Index und Tinetti-Test gemessen und diese Ergebnisse mit der kognitiven Leistungsfähigkeit (gemessen mittels Mini-Mental State Examination/MMSE und Uhrentest) sowie einer ggf. vorhandenen Depression (gemessen mittels Geriatrische Depressions Skala/GDS) korreliert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei Patienten mit schweren kognitiven Einschränkungen (MMSE <10, Uhrentest <6) bei Aufnahme zeigte sich jeweils eine deutliche Unterlegenheit der funktionellen Ergebnisse in beiden Testverfahren

im Vergleich zu nicht dementen Patienten. Beide Gruppen konnten eine relevante Besserung zeigen, die Steigerung im Barthel- sowie im Tinetti-Test war bei nicht dementen Patienten jedoch signifikant größer (Barthel: 42,2 auf 76,1 vs. 29,1 auf 50,8 und Tinetti: 14,1 auf 20,9 vs. 5,2 auf 9,8 bei MMSE <10 sowie Barthel: 39 auf 71,4 vs. 12,2 auf 20,5 und Tinetti: 12,9 auf 20,2 vs. 9,6 auf 15,4 bei Uhrentest <6). Das Vorhandensein einer Depression (18,8 %) zeigte keine Auswirkung auf den Barthel bei Aufnahme. Bei Vorliegen einer Depression konnte jedoch kein signifikanter Anstieg im Verlauf der Reha festgestellt werden (Barthel: 31,9 auf 48,1 mit vs. 33,9 auf 61,2 ohne Depression). Im Vergleich dazu war der Tinetti-Test bei Depression signifikant geringer, konnte nach Behandlung jedoch signifikant gesteigert werden (11,4 auf 17,9 ohne vs. 5 auf 13,5 mit Depression). Eine Differenz bezüglich des Geschlechtes zeigte sich für keinen Parameter. Die geriatrische Weiterbehandlung nach proximaler Femurfraktur ist meist mit einem funktionell positiven Rehabilitationsergebnis verbunden. Die Risikofaktoren Demenz und Depression schränken das erreichbare funktionelle Ergebnis deutlich ein, jedoch profitieren schwer demente Patienten trotzdem von einer Rehabilitationsmaßnahme. Schwer depressive Patienten können lediglich bezogen auf den Tinetti, nicht jedoch auf den Barthel profitieren.