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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Einflussfaktoren auf den totalen Blutverlust nach proximalen Femurfrakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Nuber - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Annabel Fenwick - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Iana Antonovska - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Michael Pfann - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Jakob Mayr - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Andreas Wiedl - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Stefan Förch - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland
  • Edgar Mayr - Universitätsklinikum Augsburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie, plastische und, Handchirurgie, Augsburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc35

doi: 10.3205/22altra35, urn:nbn:de:0183-22altra351

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Nuber et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die operative Versorgung proximaler Femurfrakturen gehört zum unfallchirurgischen Alltag. Das zunehmend geriatrische Patientengut stellt mit Komorbiditäten und Antikoagulation zusätzliche Herausforderungen. Anämie durch Blutverlust kann das postoperative Outcome signifkant beeinflussen und die Rehabilitation verlängern. Ziel der Studie war es den gesamten Blutverlust bei operativ versorgten proximalen Femurfrakturen zu ermitteln und Einflussfaktoren zu evaluieren.

Methodik: Retrospektive Datenerhebung aller operativ versorgten proximalen Femurfrakturen von 2016 bis Juni 2020 an einem überregionalen Traumazentrum. Eingeschlossen wurden Schenkelhalsfrakturen, per - und subtrochantäre Femurfrakturen.

Outcome Parameter der Untersuchung waren Hb Abfall und Blutverlust, Transfusionspflichtigkeit, postoperative Komplikationen inklusive In - House Mortalität und der Einfluss der oralen Antikoagulation. Hb Abfall unter 7g/l war eine absolute Transfusionsindikation, unter 8,5g/l in Abhängigkeit der Komorbiditäten. Der Blutverlust wurde mittels Mercuriali Formel ermittelt und eine lineare Regression zur Ermittlung von Einflussfaktoren durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 1.478 Patienten (667 Schenkelhalsfrakturen, 704 pertrochantäre, 107 subtrochantäre Frakturen), welche von Jan 2016 bis Jun 2020 operativ endoprothetisch oder kopferhaltend versorgt wurden konnten mit verwertbaren Labordaten eingeschlossen werden. Die operative Versorgung beinhaltete 335 TEPs, 332 HEPs und 811 Marknagelungen. Die Patienten waren im Schnitt 79,8 Jahre und 69,9% weiblich. Der Durschnitts- BMI betrug 24.38 kg/m2. 464 Patienten hatten eine Plättchenhemmung in der Medikation. 18,4% (n=273) der Patienten hatten eine orale Antikoagulation. Hiervon waren 93 Vitamin-K- Antagonisten und 180 DOAKs. Die durchschnittliche Wartezeit bis zur Operation betrug 25,9h (Antikoagulation 41,37h vs. keine Antikoagulation 22,1h).

Im Schnitt kam es postoperativ zu einem Hb-Abfall von 2,9 g/l (12,3 auf 9,4g/l). 473 Patienten (32%) bedurften einer Transfusion. Im Schnitt erhielt ein Patient 4,8 Konserven. Die lineare Regression zeigte einen relevanten Einfluss auf den Blutverlust durch Geschlecht (p<0,001), BMI (p<0,001), In-house-Mortalität (p<0,035) und Frakturmorphologie (p<0,001). Der durchschnittliche Blutverlust betrug 1.227,5ml nach Schenkelhalsfraktur, 1.474,2ml nach pertrochantärer - und am höchsten mit 1.902,2ml nach subtrochantärer Femurfraktur. Das Vorhandensein einer Antikoagulation war ein weiterer signifikanter Einflussfaktor (Vit K Antagonisten: 1.620.5ml, p< 0.04; DOAK: 1.509.4ml, p<0.007). Zeit zur Operation und Alter hatten keinen Einfluss. Patienten mit Plättchenhemmung zeigten einen annähernden Blutverlust wie Patienten ohne.

Der absolute Blutverlust nach proximalen Femurfrakturen ist signifikant v.a. nach intramedullärer Nagelung bei subtrochantären Frakturen. Wir konnten den bedeutenden Einfluss von Antikoagulation auf den Blutverlust zeigen. Cell-saver und Tranexamsäure sollten, wenn möglich, in Erwägung gezogen werden.