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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Gibt es eine Übersterblichkeit von geriatrischen Patienten mit proximalen Femurfrakturen aufgrund von geringer Intensivkapazität durch COVID?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Raffael Cintean - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische , und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • Alexander Eickhoff - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische , und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • Florian Gebhard - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische , und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland
  • Konrad Schütze - Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische , und Wiederherstellungschirurgie, Ulm, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc30

doi: 10.3205/22altra30, urn:nbn:de:0183-22altra309

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Cintean et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Seit März 2019 wurden steigende Zahlen von hospitalisierten Patienten mit einer Covid-19 Infektion registriert. Die erste sowie zweite Welle machte umfangreiche Umstrukturierungen der Infrastruktur von Krankenhäusern notwendig. Insbesondere die Bereitstellung von Intensivkapazitäten wurde priorisiert. Zusätzlich wurden elektive Operationen in allen chirurgischen Disziplinen verschoben, um eventuelle intensivpflichtige Patienten zu vermeiden und so die Intensivkapazität für Covid-19 Patienten zu erhalten.

Weiterhin musste jedoch die Notfallversorgung unfallchirurgischer Patienten aufrechterhalten werden. Polytraumatisierte sowie geriatrische Patienten mit gelenknahen Femurfrakturen benötigen häufig postoperative intensivmedizinische Überwachung und Therapie.

In dieser Studie wurde die Frage gestellt, ob eine eventuelle Übersterblichkeit von geriatrischen Patienten mit proximalen Femurfrakturen durch fehlende Intensivkapazität aufgrund von COVID-19 bestand.

Methodik: Eingeschlossen wurden alle Patienten über 65 Jahre, die zwischen März 2019 und März 2020 wegen proximalen Femurfrakturen operativ behandelt wurden. Diese Kohorte wurde mit allen Patienten über 65 Jahren verglichen, die im Zeitraum der Pandemie zwischen März 2020 und März 2021 wegen proximalen Femurfrakturen operativ behandelt wurden. Hierbei wurde auf eine Übersterblichkeit aufgrund geringer Intensivkapazitäten geachtet. Demografische Daten, ASA-Score, Art der Operation, Aufenthalt auf der Intensivstation, chirurgische und nicht-chirurgische Komplikationen und Sterblichkeit wurden analysiert und verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 356 Patienten eingeschlossen mit jeweils 178 in jeder Kohorte. Das Durchschnittsalter betrug 82,7 Jahre in der Normalgruppe und 84,8 Jahre in der COVID-Gruppe (p<0,05). Hinsichtlich des Geschlechts und der ASA-Werte wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt. Während der Pandemie wurden Patienten mit proximalen Femurfrakturen signifikant kürzer auf der Intensivstation behandelt (0,4±0,9 vs. 1,2±2,8 Tage; p<0,05), die Zeit bis zur Operation war kürzer (29,9±8,2 vs. 16,8±5,3 h; p<0,05) und Operationen wurden signifikant häufiger in der Dienstzeit durchgeführt (16:00–24:00 Uhr 47,8% vs. 56,7%; 24:00–8:00 Uhr 7,9% vs. 13,5%, p<0,05). Interessanterweise war die Sterblichkeit während der Pandemie niedriger, auch wenn kein signifikanter Unterschied festgestellt werden konnte (6,7 % vs. 12,4 %, p=0,102).

Während der Pandemie war die Intensivkapazität durch COVID-Patienten reduziert. Aufgrund einer Gesetzesänderung des Gemeinsamen Bundesausschusses mit Wirkung zum 1. Januar 2021 mussten alle Patienten mit proximalen Femurfrakturen innerhalb der ersten 24 Stunden operiert werden, weshalb während des Pandemie-Zeitraumes eine signifikant kürzere Zeit bis zur Operation zu beobachten war. Infolgedessen wurde eine niedrigere Sterblichkeitsrate beobachtet, obwohl keine Signifikanz erreicht werden konnte.