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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Additive minimalinvasive Cerclage bei Tibiaschaftfrakturen – postoperative Vollbelastung für den geriatrischen Patienten ohne zusätzliches Risiko?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan Reuter - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Augsburg, Deutschland
  • Franziska von der Helm - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Augsburg, Deutschland
  • Christopher Hartwig - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Augsburg, Deutschland
  • Leonard Lisitano - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Augsburg, Deutschland
  • Stefan Förch - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Augsburg, Deutschland
  • Edgar Mayr - Universitätsklinikum Augsburg, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Augsburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc27

doi: 10.3205/22altra27, urn:nbn:de:0183-22altra276

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Reuter et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In unserer Klinik werden minimalinvasive additive Kabelcerclagen bei Tibiaschaftfrakturen angewendet. Ziel ist die vollbelastende Nachbehandlung der Patienten, da gerade geriatrische Patienten eine Teilbelastung nicht umsetzen können (Kammerlander et al 2018). Bestätigung geben biomechanische Untersuchungen, in denen eine additive Cerclage bei einer winkelstabilen Plattenosteosynthese einer Tibiaschaftfraktur zu einer signifikant höheren Stabilität des Gesamtkonstrukts führt (Sandriesser et al 2020).

Ob die additive Cerclage in minimalinvasiver Technik ein erhöhtes Risiko für Infekte, Gefäß- und Nervenverletzungen bedeutet, wurde im eigenen Patientengut überprüft, auch hinsichtlich des geriatrischen Patientenguts.

Methodik: Deskriptive und analytische Auswertung unseres Patientenguts, das vom 01.01.14 bis 30.06.2020 bei einer Tibiaschaftfraktur mit winkelstabiler Platten- oder Marknagelosteosynthese und additiver minimalinvasiver Cerclage versorgt wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 96 Patienten (w:m = 42:54, Alter 19–90 Jahre, Durchschnitt 51 Jahre), welche zur Versorgung der Tibiaschaftfraktur neben einer Osteosynthese mit winkelstabiler Platte (n=71) oder Verriegelungsnagel (n=25) auch minimalinvasive Kabelcerclagen (n=113) erhielten.

Die Gesamtrate an Wundheilungsstörungen und Infekten lag bei 10/96 (10,4%). In 3 Fällen bestand ein Bezug zur Cerclage in Form einer oberflächlichen Wundheilungsstörung und zweier tiefer Infekte auch des Cerclagenbereichs. Beide tiefen Infekte konnten mit je 2 Revisionen zur Ausheilung gebracht werden.

Darüber hinaus konnten 4 weitere Cerclagen-assoziierte Komplikationen detektiert werden:

  • Eine motorische Läsion des N. peroneus profundus postoperativ (1%), welche sich 6 Monate nach der zeitnahen Entfernung nahezu vollständig erholt hatte.
  • 2 Patienten litten an Weichteilirritationen durch die Cerclagen, welche eine isolierte Entfernung nach 4 bzw. 12 Monaten erforderte.
  • Einmal kam es zu einem Cerclagenriss, was zufällig nach 3 Monaten auffiel.

Somit zeigten sich bei 113 eingebrachten Cerclagen in 7 Fällen (6,19%) Cerclagen-assoziierte postoperative Komplikationen.

Verglichen mit der Literatur liegt unsere Gesamtrate an Wundheilungsstörungen und Infekten gleichauf, da tiefe Infektionen mit Häufigkeiten von 2–7,1% für Nagelosteosynthesen (Austen et al 2017) bzw. 7,2–17,6% für Plattenosteosynthesen (Wenger et 2017; Blair et al 2016) beschrieben werden. Unser Kollektiv wurde in 71/96 Fällen (73,96%) mit Plattenosteosynthesen versorgt. Gefäßläsionen sahen wir keine.

In der Gruppe der Patienten 70 Jahre und älter (n=21) wurden 81% mit Vollbelastung nachbehandelt, Cerclagen-assoziierte Komplikationen wurden nicht gesehen.

Wir sehen somit in unserem Vorgehen kein relevantes zusätzliches Risiko für die Patienten, aber die Möglichkeit der unmittelbar postoperativen Vollbelastbarkeit der unteren Extremität als großen Vorteil. Insbesondere der geriatrische Patient kann durch eine frühzeitige Vollbelastung profitieren.